Menschen in Müngersdorf | Roland Schüler
Bundesverdienstkreuz für Roland Schüler
Hohe Ehrung für stellvertretenden Bezirksbürgermeister und unser Ehrenmitglied
Text: Kurt Schlechtriemen
Fotos: Ute Prang
BlickPunkt 18
Die Zeitungen haben darüber berichtet, aber eigentlich hat es sich im Stillen abgespielt: Einem aus unserer Mitte ist eine Ehrung zuteil geworden, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, die kaum einem mehr gebührt als ihm, nämlich Roland Schüler, dem Grünen-Politiker in unserer Bezirksvertretung. Es ist jener Mann, der, auch selbst die lauten Töne meidend, sich seit über zwanzig Jahren um die Geschicke des Kölner Westens kümmert.
Nicht in die Wiege gelegt
Die Auszeichnung hat ihn selbst überrascht, stammt der Vorschlag dazu doch nicht etwa von einem politisch Nahestehenden, sondern von Fritz Schramma, früher CDU-Oberbürgermeister.
Auch durch seine Herkunft ist der Geehrte nicht gerade dazu ausersehen, einen Orden zu erhalten, stammt er doch aus einer einfachen Familie am Manstedter Weg. Geboren ebendort, besuchte er die Kita
Petershof, dann die Grundschule Wendelinstraße, anschließend die Realschule Geilenkircher Straße und machte zu guter Letzt am Aufbaugymnasium Gereonsmühlengasse das Abitur. Für einen Müngersdorfer
Jungen wie ihn ist das eine ungewöhnlich erfolgreiche Schulkarriere.
Das hätten sich der Vater, der Maurer, und die Mutter, die Verkäuferin in der Bäckerei Nix, nicht träumen lassen: Ab 1978 studierte ihr Sohn Mathematik und Geografie an der Kölner Uni, um danach
freilich ein arbeitsloser Lehrer zu sein. Das war damals so.
Also machte er etwas ganz anderes. Er übernahm in Wipperfürth einen Bioladen namens Mauseloch, um dieses jedoch nach drei Jahren wieder zu verlassen und als Mitarbeiter an einem
sozialwissenschaftlichen Institut der Universität Köln zu arbeiten. Aus der Rückschau betrachtet, diente die
Tätigkeit dort dem Kennenlernen der unterschiedlichen menschlichen Interessen.
Schon früh hatte sich Roland Schüler von alternativen Lebensweisen und der damals neuen politischen Bewegung der Grünen angezogen gefühlt. „Auslöser war die Realschullehrerin Frau Marschner. Sie hat
mit ihrem sehr guten Sozialkundeunterricht etwas in mir ausgelöst.“ So schildert es der heute 52-Jährige, und so war es kein Zufall, dass er 1989 zu den Grünen stieß und deren Mann in der
Bezirksvertretung wurde. Diese hat ihn, den Grünen im bürgerlich dominierten Kölner Westen, 2009 zum stellvertretenden Bezirksbürgermeister gewählt!
Gleichzeitig mit dem Eintritt in die Politik fasste Schüler Fuß im Berufsleben: Er wurde Mitarbeiter und bald darauf schon Geschäftsführer im Friedensbildungswerk, einer Einrichtung der politischen
Erwachsenenbildung mit etwa 20 festen und 100 freien Dozenten in der Kölner Innenstadt.
Besonnen und zielstrebig
Wer ihn im Bezirksrathaus erlebt hat, erinnert sich an die besonnene und prononcierte, dem Gegenüber zugewandte Sprechweise des Bezirkspolitikers, dem längst nicht nur die Mitglieder der eigenen
Fraktion zuhören. Sein Auftreten drückt die politische Grundanschauung aus: „Man kann nur gewinnen, wenn die anderen merken, dass man einen klaren Standpunkt hat.“
Zu den wichtigsten politischen Themen zählte sein Kampf gegen den Neubau des Militärrings unter dem Leitspruch „Keine Autobahn durch unser Dorf“, den er Anfang der 80ger in einer Initiative führte.
Er ist dabei unterlegen, und – naheliegend – es hat damals Zoff mit dem Bürgerverein gegeben; heute arbeiten beide Hand in Hand. Spätes-tens hier musste er „immer mal wieder runter von der
Barrikade“. – Erfolgreich war dagegen 1994 die Initiative „Pro Junkersdorf“, die sich für den Erhalt der dortigen Villen im Herzen von Junkersdorf und für eine behutsame Stadtentwicklung einsetzte.
Wichtig ist ihm schließlich die Umbenennung des Carl-Diem-Weges in Am Müngersdorfer Sportpark. Dazu erforderte es 20 Jahre des Engagements, hatte indes auch doppelten Erfolg: Der Name des
NS-Sportfunktionärs wurde getilgt und gleichzeitig ein Namens-Rest von unserem Müngersdorfer Stadion erhalten.
Zu den wichtigsten gegenwärtigen Themen, die den Bezirkspolitiker Schüler umtreiben, gehört die beabsichtigte Umwandlung eines Braunkohlekraftwerkes in Hürth/Frechen. Dort sollen künftig auch
„Zusatzstoffe“ – das sind Althölzer wie lackiertes und vorbehandeltes Holz – verbrannt werden, obwohl weder geeignete Luftfilter vorhanden sind noch ausreichende Hitze-Erzeugung möglich ist. – Die
RWE hat ihren Antrag inzwischen zurückgezogen.
Weiterhin gute Bodenhaftung
Roland Schüler, der immer noch in Müngersdorf, in der Vitalisstraße, wohnt, sieht die Ehrung, die ihm zuteil wurde, als Zeichen für funktionierende Demokratie: Deshalb nämlich, weil sie ihm in noch
relativ jungen Jahren zugesprochen wurde, weil in seiner Person der unteren politischen Ebene Anerkennung gezollt wird und schließlich die Initiative zur Verleihung des Ordens vom politischen Gegner
ausging.
Eine „Trageordnung“ schreibt vor, zu welchen Anlässen das Bundesverdienstkreuz angesteckt werden darf. Damit muss sich Roland Schüler aber erst einmal befassen. Schmunzelnd verweist er darauf, dass
es zur Medaille noch einen Anstecker gegeben habe, von dem öfter Gebrauch gemacht werden dürfe, da seien die Vorschriften nicht so streng. Vorerst wird er sicher sein Briefpapier entsprechend
ausstatten.
Auch künftig werden Ausdauer und Überzeugungskraft die wichtigsten Triebfedern bei der alltäglichen politischen Arbeit sein, doch ist dem Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande dessen Verleihung
auch eine Genugtuung. Hoffentlich wird es ihm sein politisches Engagement ebenfalls ein wenig erleichtern. Das ist ihm von Herzen zu wünschen.
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