Projektentwicklung am Braunsfelder Markt
Marktplatz im Wandel
Text: Anton Bausinger
Foto: Ute Prang | Bauzeichnung: ESSER PLANUNGSGESELLSCHAFT MBH
Beitrag aus BlickPunkt 20
Als gebürtiger Braunsfelder kenne ich den Marktplatz neben der Clarenbachkirche seit meinen Kindertagen sehr gut. Immer hat mich der Charme der samstäglichen Früh- oder Späteinkaufsmöglichkeiten
direkt beim Händler fasziniert. Ist das doch der zentrale Platz mit großer Bedeutung für die Kommunikation in unserem Veedel. Er ist wichtiger Teil der Seele des Kölner Westens. Allerdings befindet
er sich in einem erbärmlichen Zustand und ist, außer an Markttagen, gar nicht aufenthaltstauglich. Heruntergekommen sind nicht nur der Belag, das Restgrün und das eigentlich schöne
Bahnwärterhäuschen. Die Fläche ist außerdem zugestellt mit Werbetafeln und für den allabendlichen Parkplatzsuchenden ein gefundener Standort, Abfallentsorgungsplatz inklusive. So, da-rüber bin ich
mir schon sehr lange im Klaren, kann ein zentraler Platz nicht bleiben. Er sollte neu und attraktiv gestaltet sein und dabei seine wichtigen Funktionen behalten, sogar darin bestärkt werden.
Seit ungefähr zehn Jahren beschäftige ich mich mit der Situation, habe diverse Möglichkeiten durchgespielt und bin schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass nur eine Bebauung entlang der Bahn-linie
und das Freihalten und Gestalten des Marktplatzes an der Aachener Straße zu einer verträglichen Lösung führen können. Weiterhin waren mir die Chancen für einen Fuß- und Radweg zwischen der Aachener
und der Stolberger Straße wichtig, ebenso der Erhalt beider Bahnwärterhäuschen, auch dem an der Stolberger Straße. Das steht derzeit nicht unter Denkmalschutz und könnte abgerissen werden.
Sieben Leitgedanken
Mittlerweile ist die Fläche von einer Gesellschaft, an der ich beteiligt bin, erworben worden, und wir möchten das Projekt und unsere Überlegungen vorstellen. Sieben Leitgedanken bestimmen unsere
Planung:
1. Erhalt eines ausreichend großen Marktplatzes an der Aachener Straße. Die Gestaltung dazu soll in einem gemeinsamen Werkstattverfahren mit allen Beteiligten, also auch den Marktbetreibern und
den Nachbarn ermittelt und planungsrechtlich festgelegt werden.
2. Erhalt der Bodendenkmäler im Bereich des Marktplatzes.
3. Erhalt der beiden Bahnwärterhäuschen an Stolberger und Aachener Straße.
4. Teileinhausung der Bahnlinie zur Reduzierung des Bahnlärms für alle Beteiligten, inklusive Begrünung dieses Bauteils.
5. Erhalt und Festschreibung einer zweiten Bahntrasse für die eventuelle Ausweitung des ÖPNV mit einer zusätzlichen KVB Linie.
6. Bau eines beleuchteten und befestigten Fuß- und Radweges zur Verbindung der Aachener mit der Stolberger Straße.
7. Kostenfreie Übergabe des Marktplatzes und dessen Sicherung für Generationen im städtebaulichen Vertrag sowie des nördlichen Fuß- und Radweges an die Stadt Köln nach deren Fertigstellung.
Braunsfelds typische Ziegelarchitektur
Die geplante Nutzung hat allerdings auch einen Nachteil: Es wird gebaut. Es sollen sechsgeschossige Neubauten, zum Teil die vorhandenen Gleisanlagen überkragend, entstehen. Die maximale Höhe der
Neubauten beträgt 18,84 Meter. Als Nutzung sind in den ersten beiden Etagen technische Räume und PKW-Garagen vorgesehen, darüber befinden sich vier Geschosse mit Wohnnutzung.
Dabei ist uns die Gestaltung des öffentlichen Raumes mit ansprechender und für Braunsfeld typischer Ziegelarchitektur besonders wichtig.
Der Name Braunsfeld geht zurück auf den Ziegeleibesitzer Ferdinand Leopold Braun. Die Kölner, die im ausgehenden 19. Jahrhundert in diesem Viertel vor den Toren der Stadt lebten, sprachen von
„dem Braun sein Feld“ und von „wir Braunsfelder“.
Derzeit finden viele Gespräche zur Nutzung und Gestaltung des Vorhabens statt. Interessant ist der Ansatz der evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde, gemeinsam mit uns über den Platz, also auch
über deren Grundstück an der Aachener Straße nachzudenken und dort einen großzügigen städtischen Platz zu gestalten.
Wir sind offen für Anregungen und Hinweise. Ein offizielles Verfahren zur Erlangung eines rechtskräftigen Bebauungsplanes hat gerade begonnen, sodass das Projekt auch zur öffentlichen Abstimmung
gestellt wird. Eine Alternative zu der vorgeschlagenen Bebauung ist eine geschlossene Bebauung bis zur Aachener Straße ohne besondere Berücksichtigung der vorhandenen Situation und der Freifläche des
Marktplatzes. Das ist eine machbare, aber aus meiner Sicht wohl schlechtere Lösung.
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