Künstler und grosse Namen in Müngersdorf
Joseph Jaekel
Geprägt von nie endendem Fleiß
Der Künstler formte seine Skulpturen aus getriebenem Metall
Text und Fotos: Kurt Schlechtriemen
Volltext/PDF BlickPunkt 6
In diesem Porträt geht es um einen Künstler, den wir getrost als "Müngersdorfer" bezeichnen dürfen. Seit 1959 hat der Metallbildhauer und Hochschullehrer Joseph Jaekel in unserem Ort gelebt und sich heimisch gefühlt. Im Kindesalter von zwei Jahren war er 1909 mit seinen Eltern nach Müngersdorf in die Linnicher Straße 73 gezogen. 1959 zieht die Familie in das neu erbaute Haus am Petershof. Bekannt ist Joseph Jaekel durch seine bedeutenden, in Metall getriebenen Skulpturen. Seine Ehefrau, My Jaekel, gab gerne Auskunft über das Leben und Schaffen ihres Mannes.
Das künstlerische Talent des Bildhauers deutete sich schon früh an. 1923, nach Verlassen der Missionsschule, beginnt der Siebzehnjährige seine Ausbildung an der Kölner Kunst- und Gewerbeschule.
Hier schreibt er sich in die Goldschmiedeklasse ein, um 1925 als Meisterschüler zu dem bekannten Lehrer für Metalltreibarbeiten Hans Wissel zu wechseln.
Nach dem besinnlichen Leben im Kloster erlebt Jaekel nun in Köln eine anregende Kunstszene in Ausstellungen und Galerien. 1930 ist dessen Ausbildung zum Bildhauer beendet, und der künstlerische
Erfolg stellt sich schnell ein. Schon der Student hatte zusammen mit zwei Kommilitonen einen Preis für Metalltreibarbeiten auf der Weltausstellung 1929 in Spanien erhalten. Es handelt sich dabei um
Treibarbeiten in Kupfer und in Messing. Um diese Kunst richtig zu verstehen, muss man um die außerordentlichen Schwierigkeiten der Materialbehandlung wissen, denn jeder Schnitt, jeder Hammerschlag
und jede Fuge müssen "sitzen". Nachträgliche Korrekturen verträgt das Blech nicht. Seine Themen sind immer wieder Menschen und Tiere, die er in ihrer kreatürlichen Würde abbildet.
Im Jahre 1938 heiratet der Bildhauer My Türner, die schon ein Jahr vorher, sofort nach dem Kennen lernen, zur zeitlebens unentbehrlichen Mitarbeiterin wird. Fortan ist sie ihm nicht nur Ehefrau, sondern künstlerische Assistentin, Sekretärin und Modell. Sie geht ihm praktisch zur Hand, regelt vor allem den vielfältigen Schriftverkehr, kümmert sich um den Kontakt zu Galerien und pflegt die persönlichen Beziehungen.
Karriere als akademischer Lehrer
In den Nachkriegsjahren, in denen sich auch das künstlerische Leben Kölns langsam wieder normalisiert, erreicht Joseph Jaekel einen Höhepunkt seines Schaffens. Während sich in dieser Zeit die
Ausstellungen Joseph Jaekels fast nahtlos aneinander reihen, beginnt auch seine Karriere als akademischer Lehrer. 1947 wird er Nachfolger von Hans Wissel an den Kölner Werkschulen als Leiter des
Bereichs Metallbildhauerei. Hervorzuheben ist auch, dass Joseph Jaekel die schwierige Technik des Metalltreibens weiterentwickelt.
Kunstsammlung Jaekels im Haus am Petershof
Das rastlose Leben des Bildhauers und akademischen Lehrers ist geprägt von nie endendem Fleiß. 1949 hat Jaekel seine erste Einzelausstellung in der Galerie "Der Spiegel" in Köln. 1951 gestaltet er
Wandplastiken und erhält auf diesem für ihn neuen Schaffensgebiet etliche Aufträge im Rahmen der Ausschreibungen "Kunst am Bau". 1959 zieht die Familie in das neu erbaute Haus am Petershof. Eine
Tante von My Jaekel hat den Erwerb des Grundstücks unterstützt. Es ist übrigens das erste Haus, das in dem Sträßchen gebaut wurde. Es beherbergt heute die Kunstsammlung der Jaekels. Im Garten
fasziniert eine Gruppe fast lebensgroßer Plastiken. Joseph Jaekel lebt in der Nachbarschaft der Bildhauer Gerhard Marcks und Hildegard Domizlaff sowie des Literaten Heinrich Böll. Im Jahre 1964 wird Kunstlehrer Jaekel zum
stellvertretenden Direktor seines Lehrinstituts befördert. 1970 beruft ihn der Kultusminister von Nordrhein-Westfalen zum Professor. Nachdem er zwei Jahre Erster Dekan seines Fachbereichs an der
Kölner Fachhochschule ist, beendigt der Künstler 1974 seine Tätigkeit als Hochschullehrer.
Schloss Moyland zeigt Jaekels beachtliches Werk
An zahlreichen Orten sind die Kunstwerke Joseph Jaekels zu finden. Hier seien genannt die Plastik "Der Sommer" (1957) im Kölner Rheinpark und eine schlanke Mädchenfigur im Oberlandesgericht
Düsseldorf. Einen Großteil der Arbeiten machen aber auch seine Plastiken in Bronze aus. So hat Jaekel zum Beispiel eine Adenauer- und Kölnplakette geschaffen, das Bronzeportal "Paradiespforte" in
Maria Laach (1959) stammt von ihm. Ferner wurden 1982 in Müngersdorf unter Mitwirkung des Bürgervereins in einer Ausstellung im Gebäude der Deutschen Entwicklungsgesellschaft 57 Arbeiten Joseph
Jaekels gezeigt.
Den beachtlichsten Teil der künstlerischen Hinterlassenschaft aber zeigt das Museum Schloss Moyland, in dem sich zahlreiche Archivalien zum Leben von Joseph Beuys befinden. Überall in dem herrlichen
Wasserschloss ist Joseph Jaekels Werk auf den weiten Rasenflächen, in versteckten Winkeln und natürlich in den Ausstellungsräumen anzutreffen und zu entdecken. Ein Ausflug nach Schloss Moyland lohnt
sich.
1907 in Wallmenroth bei Betzdorf an der Sieg geboren starb Joseph Jaekel ganz unerwartet am 19. Juli 1985. Seine Frau My fand ihn des Morgens im Bett. Er war friedlich eingeschlafen.
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