Künstler und grosse Namen in Müngersdorf

Gerhard Marcks

Kölner Wege zu dem Bildhauer Gerhard Marcks

 

Über sein Leben und seine frei zugänglichen Statuen im Stadtgebiet.

 

Text: Joseph Koerfer und Kurt Schlechtriemen

Fotos: Ute Prang

 

Volltext/PDF >BlickPunkt 12 Marcks

Nahe der Eisenbahn-Strecke hat der Bildhauer und Maler Gerhard Marcks drei Jahrzehnte zurückgezogen gelebt. Durch Beschluss der Bezirksvertretung Lindenthal von 1996 wurde der Stichweg der Belvederestraße parallel zur Bahn in Gerhard-Marcks-Weg benannt. In seinem abgelegenen Atelierhaus empfing Marcks berühmte Künstlerkollegen und die Staatsmänner Theodor Heuss, Konrad Adenauer, Willy Brandt und Helmut Schmidt, die er porträtierte.

 

Geboren 1889 als Kind eines Großhändlers in Berlin, besucht Gerhard Marcks das Gymnasium, wo er durch andauerndes Malen und Zeichnen auffällt. Nach autodidaktischen Studien mit Tierplastiken arbeitet er mit dem Bildhauer Richard Scheibe, der ihm Lehrer und zeitlebens Freund war. Schon der 19-Jährige beteiligt sich vielerorts mit Akt- und Porträtzeichnungen, Schmiedearbeiten und Holzschnitten an Ausstellungen.


Es folgt eine Tätigkeit an einer Kunstschule und 1919 durch Walter Gropius die Berufung ans Bauhaus nach Weimar. Hier lernt er die Freunde Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer kennen. Wegen ungünstiger Bedingungen in Marcks´ Töpferwerkstatt und aufreibender kunsttheoretischer Dispute über Kunst und Technik, Naturalismus und Abstraktion verabschiedet er sich nach sechs Jahren von Gropius. Bald schon nach dem „Bauhaus“ vertritt er das Lehrfach Bildhauerei an einer Kunstgewerbeschule bei Halle. Abrupt endet diese Periode. Die Nazis setzen ihm den Stuhl vor die Tür, weil er gegen die Entlassung einer jüdischen Schülerin protestiert.

" . . . und so bin ich Kölner geworden."
Nach dem Krieg erst beginnt in Müngersdorf die Zeit allgemeiner Anerkennung für den schon fast Sechzigjährigen. Die Kontakte zu Köln  – von der Müngersdorfer Bildhauerin Hildegard Domizlaff angeregt – sind durch den Museumsdirektor Leopold Reidemeister und den Kunstmäzen Josef Haubrich zustande gekommen. 1950 erfolgt der Umzug nach Müngersdorf in das neue Atelierhaus, erbaut durch Wilhelm Riphahn. Es wird dem Künstler auf Lebenszeit von der Stadt Köln überlassen. Später, 1979, schreibt Marcks an Freunde: „ . . . Raum und Ruhe hat mir die Stadt Köln seit 30 Jahren gewährt, und so bin ich Kölner geworden.“


Die Bremer haben ihre „Stadtmusikanten“ – in Bronze und natürlich von Gerhard Marcks, 1951 entstanden, vielleicht sogar im Atelier in Müngersdorf. Wir aber müssen nicht nach Bremen reisen, wo das Original seinen Platz hat. Wir brauchen nur einen Blick über den Zaun zu werfen, um einen von mehreren gleichwertigen Nachgüssen der "Stadtmusikanten" zu betrachten. Mehr noch! Wer am Gerhard-Marcks-Weg 2 vorbeischlendert, kann im Garten eine der bedeutendsten Arbeiten aus der Müngersdorfer Zeit bewundern:  die überlebensgroße Bronzefigur „Aegina“, eine Allegorie der griechischen Insel gleichen Namens. Marcks realisiert das Motiv der Liegenden geschickt in einem „Schwebezustand“ sowohl als ruhend als in der Aufrichtung begriffen.


Im hohen Alter plagen Marcks Gebrechen, die ihn die offizielle Feier zu seinem 90. Geburtstag absagen lassen: „Liebe Freunde ... es ist kein Verlaß mehr auf meinen Kreislauf – ich möchte Euch und mir die Verlegenheit ersparen, ´aus den Pantinen zu kippen´.“

Am 18. November 1981 stirbt Gerhard Marcks 91-jährig im Eifelort Burgbrohl nahe seines Feriendomizils Hain.

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