Künstler und grosse Namen in Müngersdorf

Hildegard Domizlaff

Einblicke in das Leben der Bildhauerin
Hildegard Domizlaff

Sechzig Jahre Wahlheimat Köln-Müngersdorf

 

Text: Kurt Schlechtriemen

Fotos: Ute Prang | Martin Bohn (Rheinisches Bildarchiv)

 

Volltext/PDF BlickPunkt 13

 

"Gestern habe ich mein Madönnchen verkauft.
Meine erste Arbeit! 2000 M!"

Hildegard Domizlaff

Je mehr man sich mit den Künstlern beschäftigt, die im vergangenen Jahrhundert in Müngersdorf lebten, gewinnt die einzige Frau unter ihnen an Kontur: die Bildhauerin Hildegard Domizlaff. Als Persönlichkeit im Bewusstsein der Menschen hier durchaus präsent, scheint ihr künstlerisches Werk inzwischen zu wenig gewürdigt zu sein. Zu Unrecht, wie wir meinen.

Die Bildhauerin wurde am 26. Januar 1898 in Erfurt geboren. 20 Jahre jung beginnt sie eine künstlerische Ausbildung. Sie darf 1918 als eine der ersten Frauen Deutschlands an der Kunstakademie in Weimar studieren. Der Weimarer Kunstbetrieb befindet sich in einem Zustand der Veränderung und des Wechsels. Es ist die Zeit unterschiedlichster Strömungen: Expressionismus, Dadaismus und Futurismus konkurrieren miteinander. Hildegard Domizlaff sieht sich dem Widerstreit ausgesetzt. 1919 ist das Jahr ihrer Volljährigkeit, die es ihr erlaubt, gegen den Willen der Eltern zum katholischen Glauben überzutreten. Die Hinwendung zum Katholizismus ist richtunggebend für das künstlerische Lebenswerk, indem Hildegard Domizlaff ihre Schaffenskraft überwiegend der Sakral-Kunst widmet.


Erste Schritte zur Selbständigkeit
Es ist bemerkenswert, dass Hildegard Domizlaff sehr früh von ihrer Kunst leben kann. Schon 1920 schreibt sie in ihr Tagebuch: „Gestern habe ich mein Madönnchen verkauft. Meine erste Arbeit. 2.000 M! Der erste Schritt zur Selbständigkeit, äußeren Unabhängigkeit.“ Doch die Jahre von 1918 bis zu ihrer Übersiedlung nach Köln 1927 erlebt die junge Domizlaff als eine Zeit innerer Kämpfe. Sie setzt sich mit der Frage des Glaubens auseinander. Erste Aufträge erhält sie aus dem Kölner Raum. So fertigt sie 1925 zunächst ein Kriegerdenkmal, das sich an der alten romanischen Kirche Sankt Martin im heutigen Köln-Esch befindet. Es zeigt einen uniformierten, aufgebahrten Soldaten aus Stein. Ihm folgt ein Jahr später der Herz-Jesu-Altar für die damals neuerbaute Kirche Sankt Cosmas und Damian in Köln-Weiler.


Wertvolles Prozessionskreuz für Sankt Vitalis
1927 bezieht Hildegard Domizlaff mit Freundin und Künstlerin Helene Wiehen eine Wohnung in Köln, nach weiteren zwei bis drei Jahren ihr Haus in Köln-Müngersdorf, Belvederestraße 79. Es kostet seinerzeit lediglich 25.330 Reichsmark. Hildegard Domizlaff fühlt sich ihrem Wohnort Müngersdorf und der Gemeinde Sankt Vitalis eng verbunden. Die Künstlerin schuf für Sankt Vitalis ein wertvolles Prozessionskreuz von hohem künstlerischem und ideellem Wert. Das Kreuz ist im Chor der Kirche am Dorfplatz zu sehen, für die Domizlaff 1960 auch den Tabernakel schuf.

Am 22. Februar 1987 stirbt Hildegard Domizlaff fast 90-jährig in ihrem Haus in Müngersdorf.

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