Künstler und grosse Namen
Rolf Jacobi
Ein Leben für die schönsten Nebensachen
der Welt
Der Sammler von mechanischen Musikinstrumenten
Text Kurt Schlechtriemen
Fotos: Katrin Schweitzer
Volltext|PDF BlickPunkt 18
„Natürlich ist es das Kind im Manne, welches mich bewogen hat, die Sammlerkultur zu pflegen.“ Mit diesen Worten beschreibt Rolf Jacobi den inneren Antrieb seines lebenslangen Bemühens. War er doch
als Kaufmann erfolgreich und gleichzeitig als Sammler – fast möchte man sagen – einfach genial. Um auf beiden Aufgabenfeldern Derartiges zu leisten, bedurfte es ungewöhnlicher Eigenschaften und
Talente.
Dabei weiß man nicht so recht, welche seiner beiden Passionen die dominantere war: sein Leben als Kaufmann und Mitinhaber des Modehauses Jacobi an der Hohe Straße oder letztlich doch die
Leidenschaft für Musikautomaten, Spieluhren, Glockenspiele und Puppen mit Spielwerk, kurz für alles, was sich bewegt, akustisch bemerkbar macht und schön anzusehen ist.
Sein bemerkenswertes Leben stand zunächst unter keinem guten Stern. Wenige Jahre nach der Geburt in Hamburg zog Rolf Jacobi mit Vater und Mutter sowie Bruder Günther nach Braunsfeld in die
Hermann-Pflaume-Straße. Rolf Jacobi besuchte das Hansa-Gymnasium und lernte bei Horten in Duisburg Einzelhandelskaufmann. Danach lockte ihn das Ausland, und er verbrachte je ein Jahr in Argentinien
und USA mit Tätigkeiten in Handel, Handwerk und Farmwirtschaft.
1956 trat Jacobi als Geschäftsführender Gesellschafter in das elterliche Unternehmen ein. Die Heirat 1965 mit der Schweizerin Heidi Goetz und die Geburt des Sohnes Hans-Peter ein Jahr später waren
wichtige Ereignisse. Anfang der siebziger Jahre zog die kleine Familie in das geräumige Haus in der Linnicher Straße, das genügend Platz für eine Antiquitätensammlung bot.
Mit den Jahren kam ein faszinierendes Ensemble zusammen, das an die 250 große und größere Objekte umfasst, sowie eine unüberschaubare Anzahl kleiner und kleinster Kostbarkeiten. Da sind zum Beispiel
die tanzenden Puppen im Biedermeier-Look, restauriert im Victoria and Albert Museum in London, der münzbetriebene „Fidelio“-Spielschrank als Gaststättengerät, ein Nähkästchen mit Walzenspielwerk, um
1850, dann der Mercedes unter den Drehorgeln von G.BACIGALUPO, gefertigt von dem früh zugewanderten „Gastarbeiter“ in der Schönhauser Allee79 BERLIN.N (Hersteller-Logo) sowie das bezaubernde
Musiker-Ensemble aus der Manufaktur Hoechst, um 1890.
In einer eigenen Groß-Abteilung finden sich diverse monumentale Objekte, angeführt von sehr attraktiven Stücken wie dem des Kinderkarussells (original und inklusive Spielwerk natürlich) bis hin zu
elektrischen Klavieren, darunter ein Prachtexemplar der Firma Steinway&Sons mit Welte-Nuancierungs-Apparat, ein ganz besonderes Sammelstück, von Jacobi vom Studio Basel erworben. Und alles singt,
klingt, macht Musik, ist farbenfroh und schmeichelt Augen und Ohren. Herz, was begehrst du mehr? Nun, genannt werden müssen noch die Hunderte feinst bebilderter Grammofon-Nadeldosen, die Musikträger
in Form von Platten und Lochstreifen, aber auch die umfangreiche Fachbibliothek. Keinesfalls unerwähnt bleiben dürfen indes auch die „Selbstspielenden Geigen“, das 260x150x70 Zentimeter messende
Highlight der Sammlung, bei dem drei im Halbkreis angeordnete, aufrecht stehende echte Violinen von einem Rosshaarbogen bespielt werden, der um die Instrumente rotiert.
Engagement und Menschenkenntnis
Heidi Jacobi betont, wie unermüdlich tätig ihr Mann war. Dabei blieben für die Liebhaberei während der Berufsjahre nur die Abende und die Wochenenden. Zum Fleiß kamen Ehrgeiz, Zielstrebigkeit sowie
ein sehr gutes technisches Verständnis. Alle, die ihn kannten, bezeichnen ihn als „Menschenversteher“, was es ihm ermöglichte, sich mit den richtigen Menschen zu umgeben.
Dem Bürgerverein Köln-Müngersdorf fühlte sich der Verstorbene – wie auch seine Frau Heidi – verbunden. Natürlich war er Mitglied bei uns; etliche Veranstaltungen hat er persönlich mit der Musik
seiner Drehorgeln untermalt. Der Vorstand des Bürgervereins hat Heidi Jacobi, der wir auch zu Dank verpflichtet sind, inzwischen die Ehrenmitgliedschaft angeboten.
Rolf Jacobi ist achtzigjährig in der Universitätsklinik Köln unerwartet verstorben. Begraben ist er auf dem Melaten-Friedhof. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Die Privatsammlung wird weiterhin zu besichtigen sein in der Linnicher Straße 54a jeden letzten Sonntag im Monat um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr. Führung durch die Privatsammlung Jacobi Mechanische Musikinstrumente. Köln-Müngersdorf, Linnicher Str. 54a. >mehr
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