Künstler und grosse Namen in Müngersdorf
Wilhelm Leibl
Das Wallraf-Richartz-Museum ehrte den Kölner Wahlbayern Wilhelm Leibl zu seinem 150. Geburtstag mit einer umfangreichen und imponierenden Ausstellung. Ein Anlaß, auch über die Freundschaft Leibls
zu der Familie Hartzheim, frühere Eigentümerin des Hermannshofes in Müngersdorf, zu berichten.
Wilhelm Leibl, dessen Geburtstag sich am 23. Oktober 1994 zum 150. Male jährt, gilt allgemein als Bayer. Nicht nur sein Name, sondern auch die Themenwahl seiner Bilder und seine lange Verbundenheit
mit dem oberbayerischen Raum deuten darauf hin. Doch Wilhelm wurde als Sohn des Domkapellmeisters Carl Leibl in Köln in der Sternengasse 22 geboren. Der flämische Barockmaler Peter Paul Rubens wohnt
300 Jahre früher nur ein paar Häuser weiter.
Karnevalslieder für die "Roten Funken"
Wilhelm Leibl besucht die Pfarrschule Maria im Kapitol und das Kaiser-Wilhelm-Gymnasium bis zum "Einjährigen". Leibls Vater spielt eine einflußreiche Rolle im Musikleben der Stadt Köln, der neben
Messen und Oratorien auch Karnevalslieder für die "Roten Funken" komponiert. Vater Carl veranlaßt, dem jungen Wilhelm Malunterricht in Köln zu erteilen. Er befürwortet die Wahl der Münchner Akademie
für das spätere Studium. Seit 1864 studiert Wilhelm in München. Hier findet er seinen langjährigen Kölner Freund: Daniel Hartzheim vom Stöckheimer Hof bei Pulheim studiert seit 1863 ebenfalls an der
Münchener Akademie. Daniel war Bruder des Heinrich Hartzheim, der 1860 in Müngersdorf durch Heirat mit Sibilla Päffgen den Hermannshof in der Wendelinstraße 87 übernahm.
Strammer Ritt auf nackten Pferden
Durch diese Freundschaft weilte der immer "urkölsch" sprechende Leibl als Gast auf dem Stöckheimer Hof bei Pulheim. Der "Naturbursch" Leibl hatte in den Hartzheims Freunde gefunden, die seiner Natur
entsprachen. Landwirte und Jäger, die oft auf ungesattelten Pferden über die Besitzungen der Hartzheims (Junkersdorf in Geyen, Stöckheimer Hof und Hermannshof in Müngersdorf) stramm dahin
ritten.
"Adelche kum, loß dich ens bütze!"
Leibl malt Heinrich Joseph Hartzheim (Öl/Leinwand, 46/42 cm) Ende der 1860er Jahre. Er malt auch seinen Freund Daniel Hartzheim (Öl/Holz, 47,5/59,5 cm) und signiert mit "Leibl 70". Als er dieses Bild
malt hat Daniel wohl nicht die richtige Ruhe zum Modell sitzen und Leibl mahnt: "Daniel, halt still, et jitt ne Holbein!" Durch die überaus genaue Malmethode war das Modellsitzen bei Leibl wohl sehr
anstrengend. Adele Hartzheim erzählte ihrem Patenkind Maria Hartzheim in Müngersdorf auch Episoden aus dem Leiblschen Leben. Einmal schnappt sich Leibl sie mit den Worten: "Adelche kum, loß dich ens
bütze!" Ein anderes Mal "Adelche, dich mol ich ens in Lebensjröße!".
Aachener Straße Nr. 758 zum Geschenk
Um 1868 mahlt er Sophie Graf. Sie war gebürtig aus Müngersdorf und Bedienstete auf dem Stöckheimer Hof. 1890 trat sie in die Dienste von Heinrich Hartzheim auf dem Hermannshof in Müngersdorf. Hier
pflegte sie die schwerkranke Frau Hartzheim (geb. Päffgen) bis zu ihrem Tode im Jahre 1899. Die inzwischen mit dem Schreinermeister Esser verheiratete Sophie Graf bekam von Frau Hartzheim als Dank
für die aufopfernde Pflege das Backsteinhaus Aachener Straße Nr. 758 geschenkt. Durch die Erweiterung der Aachener Straße und durch den Bau des Gebäudes der Nordstern-Versicherung wurde
das Geschenk später abgerissen. Die Bilder "Heinrich Joseph Hartzheim", "Daniel Hartzheim" und "Sophie Graf" (Öl auf Holz, 21/15) waren im Besitz der Tochter von Daniel Hartzheim. Sie wurden später
nach Amerika verkauft.
Et Hartzheims Heinche
In dem umfassenden Austellungskatalog ist eine Photographie mit Wilhelm Leibl und Heinrich J. Hartzheim jr. vom Hermannshof in Müngersdorf als Zwanzigjähriger veröffentlicht. Da Heinrich Hartzheim
nicht groß war, nannte man ihn in Müngersdorf allgemein "Hartzheims Heinche".
In der Kunstliteratur ist über die Freundschaft Leibls zu Hartzheim wenig zu lesen. Heinrich J. Effertz, dessen Mutter Maria eine geb. Hartzheim war, engagiert sich in der Erforschung der Verbindung
Wilhelm Leibls zu seiner Kölner Heimat. Seine Veröffentlichungen mit Reproduktionen von Photographien in den "Pulheimer Beiträgen" und meine langjährige Korrespondenz mit ihm über die Geschichte des
Hermannshofes in Müngersdorf sind die Grundlage für diesen Beitrag.
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