Künstler und grosse Namen in Müngersdorf
Wilhelm Riphahn
Spuren des Architekten Wilhelm Riphahn
in Müngersdorf
„Ich kann über meinen eigenen Kram
nichts sagen“
Text: Kurt Schlechtriemen
Fotos: Ute Prang | Monika Frei-Herrmann | Archiv
Volltext/PDF >BlickPunkt 16
„Immer wieder muss ich erklären, dass Herr Riphahn nie hier gewohnt hat.“ Der Satz entstammt einem Brief, den uns der jetzige Besitzer des Hauses Am Gibbelsberg 12 schrieb. Es geht um das Haus, das der Kölner Baumeister Wilhelm Riphahn für sich kurz vor seinem Tod erbaute.
Welche Beziehungen gibt es zwischen dem gerade zur Zeit im Zusammenhang mit Oper und Schauspielhaus oft genannten Kölner Baumeister Wilhelm Riphahn, dem Haus Am Gibbelsberg 12 und unserem
Stadtteil Müngersdorf?
Gründe dafür gab es reichlich. In Müngersdorf hatte Riphahn Freunde und Kollegen, die er seit langem kannte, mit denen er Köln sein heutiges Gesicht gegeben hat. In Müngersdorf entwarf er das
Marcks´sche Wohn- und Atelierhaus am Gerhard-Marcks-Weg 2 sowie das repräsentative Domizil des Josef Haubrich am Kämpchensweg 2. Müngersdorf sollte die letzte Station im Leben Riphahns werden. Hier
wollte er sich niederlassen.
Eine Architekten-Karriere
Man darf Wilhelm Riphahn getrost als Kölner Urgestein bezeichnen. Er ist am 25. Juli 1889 in Köln geboren. Dem Besuch der Oberrealschule folgten eine Ausbildung an der Baugewerkschule am Ubierring,
danach Studienjahre an verschiedenen technischen Hochschulen. Im Laufe seiner bewegten Laufbahn wirkte er auf fast allen Feldern des Bauwesens. Zuvorderst stehen der Siedlungsbau wie „Bickendorf I
und II“ für die GAG und Wohnhäuser von Privatkunden, Gastronomie- und Vergnügungsbauten wie „Die Bastei“, der „Ufa-Palast“ und das „Sartory“. Hochaktuell ist der Architekt zur Zeit wegen Oper und
Schauspielhaus. Beide Gebäude am Offenbachplatz entstammen seinen Plänen (1957 und 1962).
Das Gerhard-Marcks-Haus
Wenden wir den Blick auf Müngersdorf. Hier hat Wilhelm Riphahn drei Gebäude unterschiedlicher Art geschaffen. Da ist zunächst das schon erwähnte Haus des Bildhauers Gerhard Marcks. Marcks wurde von Freunden überzeugt, von Hamburg nach Köln überzusiedeln. Das lebenslange Wohnrecht in dem Haus war das Honorar, das die Stadt Köln dem
Bildhauer für die Skulptur „Trauernde“ vor Maria im Kapitol bezahlte. Erwähnt werden soll, dass im Hause Marcks in Müngersdorf illustre Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zu Gast waren: Walter
Gropius, Heinrich Böll, Lyonel Feininger, Henry Moore, Erich Heckel, Joseph Jaekel, Josef Haubrich, Theodor Heuss und Konrad
Adenauer besuchten den Bildhauer in seinem Wohn- und Atelierhaus am Gerhard-Marcks-Weg 2.
Das Josef-Haubrich-Haus
Anders verhält es sich hinsichtlich des Baustils mit dem Haus des Josef Haubrich am Kämpchensweg. Es trägt eindeutig die Merkmale des Neuen Bauens. Das Gebäude
besteht aus zwei Baukörpern, dem kubischen Wohn- und Wirtschaftstrakt und dem zur Straße hin vorgelagerten Repräsentations-Rundbau, der zu Haubrichs Zeiten eine riesige Kunstsammlung sowie eine
überdimensionale Bibliothek beherbergte. Josef Haubrich, der seine expressionistische Kunstsammlung der Stadt Köln nach dem Krieg zum Geschenk machte, lebte von 1952 bis 1961 am Kämpchensweg 2.
Alters-Domizil auf dem „Gipfelberg“
„Am Gibbelsberg“ hatte Wilhelm Riphahn schon 1947 ein Haus für einen Freund geplant, das aber nicht mehr existiert. Sein eigenes Haus bestand beziehungsweise besteht aus einem eingeschossigen Privat-
und Wirtschaftsgebäude sowie einem zweigeschossigen Büroteil im Erdgeschoss und Schlafräumen im Obergeschoss. Zusammen mit dem Flachdach und den unterschiedlich großen quadratischen Fenstern ergibt
der Komplex eine klare formale Einheit.
Wilhelm Riphahn starb am 27. Dezember 1963. Er war kein Mann der großen Worte. Einmal zu seinen Arbeiten befragt, war die Antwort: „Ach was, über meinen eigenen Kram kann ich nichts sagen, seht ihn
euch selber an."
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