Kunst und Kultur | Ein besonderer Spaziergang
Heinrich-Böll-Spurensuche in Müngersdorf
Text: Marliese Berthmann
Fotos: Ute Prang
Böll-Portrait: Klaus Petersen
Im Jahr des 100. Geburtstages von Heinrich Böll sollte der berühmte Müngersdorfer eine Würdigung erfahren.
Müngersdorf war der Ort, an dem Böll einen großen Teil seines Lebens verbrachte. Hier war er kreativ, auch wenn es ihn später wieder in die große Stadt zog. Der Bürgerverein mit seiner Vorsitzenden Hildegard Jahn-Schnelle und die Nachfahren des Böll-Clans, Karin und Klaus Imdahl, sowie die Interpreten beziehungsweise Zeitzeugen Volker Hein, Peter Meisenberg, Crischa Siegel und Karin Titz hatten einen Spaziergang im Umkreis von Bölls ehemaligem Wohnhaus, in dem heute Familie Imdahl lebt, geplant, vorbereitet und gestaltet.
Die Interpreten ließen Böll mit seinen Texten sprechen und sorgten für große Aufmerksamkeit für diesen Mann, der zu seinen Lebzeiten durchaus polarisierte, der aber in der Gegenwart durch sein Werk unbestritten ist.
Kurze wirkungsvolle Texte waren bei dem Spaziergang angesagt, die sich auf vier gut ausgewählte Stationen verteilten.
Vier Stationen
Die erste war der Müngersdorfer Dorfplatz, und es begann heiter, besinnlich und neugierig machend. Mit etwas Wehmut hörte man von dem ehemals vitalen dörflichen Leben in Müngersdorf mit vielen Geschäften und Kleinbetrieben. Manch einer wünschte sich diese Zeit zurück, auch wenn die heutige Ruhe und Unaufgeregtheit ein hohes Gut ist.
Die zweite Station war der Schulhof der Grundschule Müngersdorf. Unter dem mächtigen alten Baum wurde ein kleines Klapptheater aufgebaut. Ganz wie es sich für eine Schule gebührt, sollten mehrere
Sinne angesprochen werden. Dargeboten wurde die Geschichte „Der kluge Fischer“.
Die dritte Station war Bölls Garten. Familie Imdahl hat ihn weitgehend belassen, wie er zu Bölls Lebzeiten anmutete: idyllisch, harmonisch und verwunschen. Er bot und bietet Rückzugsorte,
besonders das alte Gartenhaus, in dem Böll ungestört vom Trubel des Haupthauses arbeiten konnte.
Das Anwesen beherbergte seinerzeit öfter Gäste. Es diente auch als Zufluchtsort, zum Beispiel für das Musikerehepaar Mandel und wurde großzügig Freunden überlassen, wenn sich Familie Böll längere
Zeit im Ausland aufhielt.
Die vierte Station, die Müngersdorfer Dorfkirche St. Vitalis, hatte im Vorfeld bei einigen Spaziergängern für Verwunderung gesorgt, war Böll doch aus der Kirche ausgetreten. Zeitlebens war er aber
ein religiöser Mensch geblieben.
Obwohl auf 50 Personen begrenzt, nahmen an diesem so gelungenen Spaziergang über 80 Personen teil und genossen den wunderschönen Spätsommertag, der wie gemacht war für ein solches Unterfangen. Auch
zwei unserer Bundestagsabgeordneten, Professor Heribert Hirte (CDU) und Sven Lehmann (Grüne), nahmen am Böll-Spaziergang teil. Auf dem Dorfplatz, bei einem kleinen Umtrunk, endete die
Veranstaltung.
Das Echo auf diesen Gedenktag der anderen Art war überwältigend positiv, und den Initiatoren, Planern und Gestaltern sei herzlich gedankt.
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