Kunst und Kultur | Buchbesprechung
Für Architekturliebhaber
Über das Haus des Architekten Oswald Mathias Ungers in der Belvederestraße 60 ist ein Buch erschienen mit einer ausführlichen Abhandlung des hoch angesehenen Architekturhistorikers Wolfgang Pehnt;
das großformatige Werk enthält zugleich diverse Bauskizzen, Detailzeichnungen sowie Fotos.
Das Gebäude beherbergt jetzt das Ungers Archiv für Architekturwissenschaft (UAA), ist von dem bekannten Baumeister aber 1958 als Zuhause für seine Familie und zugleich Architekturbüro plus zweier
Einliegerwohnungen gebaut worden. Diese Mehrfachfunktion hat Pehnt bei seinen Beschreibungen stets im Blick, indem er das Entstehen des Baus mit seinen Aufgaben und dem Leben Ungers´ im Zusammenhang
sieht. Der Architekt hatte es sich mit den Entwürfen und deren Umsetzung nämlich nicht leicht gemacht, denn „tausendmal“, so sein Rezensent, „habe er das Haus theoretisch umgezeichnet und darüber
gegrübelt, was er anders, besser hätte machen können“.
Immerhin, sein stetes Bemühen sollte nicht umsonst gewesen sein. Während sich das Äußere mit seiner Backsteinfront erst auf den zweiten Blick von der Nachbarbebauung abhob, „bot es innen ein non plus
ultra an überbordender Phantasie, an unerwarteten Raumeffekten, museologischem Raffinement, an Büchern, Gemälden“ usw. Das bedeutet konkret, dass das Innere den vielfältigen Bedürfnissen wie Arbeiten
und Wohnen gerecht wird, auf den ersten Blick aber unübersichtlich und verschachtelt wirkt. Dieser Effekt ist durchaus beabsichtigt, ging es Ungers bei seinem frühen Produkt auf 700 Quadratmetern
doch darum, ein verkleinertes Abbild menschlichen Zusammenlebens zu schaffen. Seine Intention war die Stadt in der Stadt, in der es sich lohnt zu arbeiten, wo man wohnen und sich erholen kann.
Hinwendung zum Quadrat
Bald hatte sich auch international herumgesprochen, dass in dem idyllischen Müngersdorf etwas Besonderes entstanden war. Das Haus wurde hoch gelobt, galt als „Stilikone“ (Pehnt), was erheblich dazu
beitrug, dass sein Erbauer zum Hochschullehrer nach Berlin und zu guter Letzt in die USA berufen wurde. Der Belvederestraße indes blieb er weiterhin treu. 1989 nämlich kam er zurück und erbaute im
Garten einen Bibliothekskubus aus dem schwarzen Basalt seiner Eifeler Heimat. Es ist ein Würfel von beträchtlichen Ausmaßen mit einer Vielzahl von Büchern, Folianten, Modellen und Kunstwerken in
seinem Innern. Die Bücherei ist nun das eigentliche Herzstück des Hauses. Zu ihrem Bau bestand ein konkretes Bedürfnis, hatte der Architekt doch zusammen mit seiner Frau Lieselotte spätestens
bei der Berufung zum Professor begonnen, einschlägige Literatur zu sammeln. Das Ergebnis ist beeindruckend. Die Bücher, die Bibliothek sind es denn auch, die das UAA, eine Stiftung des Bürgerlichen
Rechts, zugänglich machen will und denen es sich verpflichtet fühlt.
Im Übrigen ist am Bibliotheksbau die fachliche Entwicklung des Architekten Oswald Mathias Ungers erkennbar: der quadratischen, kubischen Form. Damit hat es seine Bewandtnis. „Das Quadrat“, so
erläutert Wolfgang Pehnt, entwickelte sich bei Ungers zu einer Ordnungsform in den Wirren der Welt ...“ Der Rückbezug auf die antiken, ursprünglichen Formen des Bauens, die hier Gestalt annehmen,
findet sich konsequenterweise realisiert bei dem anderen, später erbauten Wohnhaus am Kämpchensweg, in dem Oswald Mathias und
Lieselotte Ungers bis zu ihrem Tod gelebt haben.
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