Publikation | Buch | Dokumentation NS-Opfer in Müngersdorf
Laut über das Unmenschliche reden
Lebensgeschichten zum Deportationlager Köln-Müngersdorf
Kurt Schlechtriemen
Unter diesem Titel ist 2021 die Broschüre erschienen, in der Kurt Schlechtriemen mit viel Empathie über Schicksale und Lebensspuren von Jüdinnen und Juden berichtet, die im Deportationslager in Köln-Müngersdorf waren, zu Tode kamen oder auch - in Ausnahmefällen - die Nazizeit überleben konnten. Es geht um Einzelschicksale, von denen der Bürgerverein mehr oder weniger zufällig bei der Errichtung des Gedenkorts erfahren hat.
Laut über das Unmenschliche reden,
die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachhalten, dem Vergessen entgegenwirken, das gehörte zu den wichtigsten Zielsetzungen des Bürgervereins Köln-Müngersdorf, als er sich 2015 auf den Weg machte, eine würdige Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Deportationslagers zu schaffen. Diesem Bemühen waren allerdings enge Grenzen gesetzt, denn es gab nur sehr wenige Informationen über das Lagergeschehen und kaum Kenntnisse über Einzelschicksale. Zumeist waren nicht einmal die Namen der rund 3500 Jüdinnen und Juden bekannt, die das Lager erleiden mussten und von hier aus in die KZ verschleppt, oft auch zu schwerer, gefährlicher Arbeit gezwungen wurden....
aus dem Vorwort von Hildegard Jahn-Schnelle, langjährige Vorsitzende des Bürgervereins Köln Müngersdorf e.V.
Das Deportationslager in Köln-Müngersdorf zählte lange zu den im öffentlichen
Bewusstsein vergessenen und verdrängten Orten, obwohl es eine große Bedeutung für die Geschichte des Nationalsozialismus in Köln hatte. Nur ganz wenige andere Orte in Köln sind wie das Lager
Müngersdorf mit den Schrecken der nationalsozialistischen Terrorherrschaft, mit Verfolgung und Holocaust derart intensiv verbunden. Zwischen 1941 und 1945 waren rund 3.500 als jüdisch verfolgte
Personen aus Köln und den umliegenden Gemeinden im Deportationslager Müngersdorf interniert. Es spielte damit eine zentrale Rolle im Verfolgungs- und Vernichtungsapparat des NS-Regimes und war
Ausgangspunkt der Shoah in Köln...
aus dem Geleitwort von Dr. Werner Jung, Direktor des NS-Dokumentationszentrums des Stadt Köln
Unerwartete Kontakte
Mit dieser Schrift wenden wir uns als Bürgerverein Köln-Müngersdorf wieder den Opfern des Deportationslagers im Äußeren Grüngürtel zu. Das ist möglich
geworden, weil wir in der Auseinandersetzung mit der Problemstellung noch von weiteren Menschen jüdischer Herkunft erfahren haben, die hier interniert waren, verschleppt wurden oder zu Tode gekommen
sind. Ihre Schicksale vor dem Vergessen zu bewahren sehen wir als wichtige Verpflichtung an. Gleichzeitig erinnern wir an die unzähligen Opfer, deren Namen und Identitäten für immer ausgelöscht
sind.
Lebensgeschichten
Mit Ausnahme der ersten Lebens- und Leidensgeschichte von Pauline und Karoline Neustädter handeln alle nachfolgenden von in „Mischehen“ Lebenden und deren Kindern. In Müngersdorf waren es insgesamt mehrere hundert Personen, die hier 1944 konzentriert wurden. Von ihnen konnte sich wegen des nahenden Kriegsendes eine geringe Anzahl retten, und nur diese Wenigen vermochten ihre Erlebnisse – auch an uns – weiterzugeben.
Eine andere Bewandtnis hat es mit den Tausenden der als sogenannte „Volljuden“ Verfolgten, die schon früh deportiert und fast alle ermordet wurden. Von ihnen ist so gut wie niemand zurückgekommen,
sodass auch ihre
Leidenswege nicht überliefert sind. Es darf also nicht das falsche Bild entstehen, dass letztlich doch viele der jüdischen Menschen der nationalsozialistischen Tötungsmaschinerie entkommen wären.
Es ist leider die Realität: Das Heer der Opfer, die nicht mehr über ihre Schicksale berichten konnten, bleibt unübersehbar.
Lebensgeschichten zum Deportationslager Köln-Müngersdorf
1 Pauline und Karoline Neustädter: Schutzlos und ohne Ausweg
2 Fritz Remmel: Auf die Schulhöfe getrieben
3 Hans Schiefbahn: Katholisch und rassisch verfolgt
4 Hartmut Unger: Auch anständige Menschen
5 Alice Heller und Tochter Ingeborg: Spuren einer Familiengeschichte
6 Tilly und Anna Verbeeck: Um Jugend und Leben gebracht
7 Max Joski: „Gemeinschaftslager Köln-Müngersdorf Fort V. Baracke II /1“
8 Georg Cohen: „Onkel Schorsch, der im Lager verreckt ist“
9 Ingo Herbst: Fragen an den Vater
„Laut über das Unmenschliche reden!“
Lebensgeschichten zum Deportationslager
Köln-Müngersdorf 1941-1945
Vorwort Hildegard Jahn-Schnelle
Geleitwort Dr. Werner Jung
Wissenschaftliche Beratung: Birte Klarzyk, Historikerin, NS-Dokumentationszentrum
Gestaltung: Monika Frei-Herrmann
Historische Fotografien aus Privatbesitz und NS-Dokumentationszentrum Köln
Umschlag-Foto: Irina Schlechtriemen
© 2021 | 96 Seiten | Format 14,7 x 21 cm
Gebunden, Pappband
Herausgeber: Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V.
ISBN 978-3-00-069209-3
info@bvm.koeln | www.bvm.koeln
Die 96-seitige Broschüre ist erhältlich beim Bürgerverein
info@bvm.koeln oder im örtlichen Buchhandel.
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