Kunst und Kultur | Ausgehen
Feine Küche in altem Gemäuer
Remise: Ein Restaurant mit Geschichte im Kirchenhof
Text: Karin Titz
Fotos: Ute Prang
Beitrag aus BlickPunkt 29 | 2016
Sie hat sich ihren Ruf erarbeitet, die Remise, eine der Adressen in Köln. Im Restaurantführer „Römer“ erhielt Küchenchef Jan Nolte immerhin drei Römerpunkte. „Jan Nolte beherrscht die Kunst der Gleichmäßigkeit, die ja bekanntlich die höchste gastronomische Tugend ist. Mittags serviert er einen schnellen Zweigang-Lunch unter 20 Euro, abends sollte man sich auf das geldwerte Überraschungsmenü mit fünf Gängen einlassen, das ebenfalls zum günstigen Preis angeboten wird. Wer lieber nach der Karte isst, bekommt solide, feine Küche in hübschen Arrangements.“
Für den BlickPunkt wollte ich wissen, was sich nach 13 Jahren Remise verändert hat, und suchte Jan Nolte in seinem Restaurant auf. In der gemütlichen Gaststube wurde ich vom gutgelaunten Chef
empfangen. „Das war kein leichter Einstieg hier in Müngersdorf“, weiß der Gastronom zu berichten. Doch vortreffliche Kochkunst und hohe Qualität der Speisen haben schnell überzeugt. „Die Zeichen
stehen heute gut“, lächelt Jan Nolte und freut sich über die rege Nachfrage bei den Reservierungen. Doch keiner weiß es besser als er, dass das harte und beständige Arbeit war: „Ich liebe, was ich
tue, und habe ein wunderbares Team. Wir sind wie eine Familie und arbeiten Hand in Hand. Hier weiß jeder, was zu tun ist. Wir kochen zu zweit und entwickeln verschiedene Ideen, die wir bestens
zusammenbringen. Alle sechs Wochen wechselt dann die Karte.“
Sein Erfolg gibt ihm Recht. Jan Nolte setzt auf bodenständige, doch äußerst pfiffige Rezepte mit nur qualitätvollen Zutaten, von denen er weiß, woher sie kommen. Seine besondere Vorliebe gilt dem
Wild. Als gebürtiger Sauerländer hat er es kennengelernt und bezieht immer noch von dort seine Ware. Und da darf auch die Gans nicht fehlen.
Nach diversen Erfahrungen während seiner Kochwanderjahre in Österreich, Bayern, an der Ahr und in Schloss Loersfeld in Kerpen kreiert er seine Küche. „Ich würde sagen, deutsch-französisch“, so Nolte.
Nach der Meisterprüfung 1995 eröffnete er ´97 sein erstes Restaurant in der Kölner Innenstadt. Doch er „wollte immer was mit Terrasse“. Als er die Remise fand, überlegt er nicht lange, „es war Liebe
auf den ersten Blick“. Seine Veranda ist nicht nur gemütlich und einladend. Das Besondere an ihr ist, dass sie in der Hofanlage des alten Kirchenhofes liegt, und während man genießt, laufen hübsche
weiße Hühner vorbei. Auch Perlhühnchen räkeln sich in der Kuhle, und weiteres Federvieh pickt auf dem historischen Gelände, das sich würdevoll darbietet. Übrigens kann man auch in der ehemaligen
Reithalle des Gehöfts feiern; Jan Nolte richtet gerne die Bewirtung aus.
Reservieren Sie also rasch, wenn Sie die Remise besuchen wollen. Der Kunde ist König dort, auch weil die Küche auf nahezu alle ernährungsbezogenen Wünsche eine Antwort hat.
Geschichtsträchtig ist das Haus, in dem Jan Nolte mit seiner Mannschaft kocht und begeistert. Der „Kirchenhof zu Mundes-torp“, wie es früher hieß, kann sein Bestehen bis auf das Jahr 1261
zurückverfolgen. Der landwirtschaftliche Betrieb gehörte zunächst den Stiftsherren von St. Aposteln, im Jahre 1261 ging er in das Eigentum der Zisterzienser-Abtei Altenberg über. Sie übergab den Hof
für Jahrhunderte in die Hände verschiedenster Pächterfamilien.
„Als Vorfahre der jetzigen Eigentümer wird erstmalig im Jahre 1600 Peitter Peffgen, ´Offermann zu Mundestorpf´ genannt. 1803 konnte ein weiterer Besitzer, Heinrich Paeffgen, durch die Verstaatlichung
geistlichen Besitzes den Pachtvertrag mit den Stiftsherren lösen und Eigentümer des Kirchenhofes werden“, so Barbara Schwingeler-Nolden, die jetzige Besitzerin des Hofes.
Neben zahlreichen prominenten Gästen beherbergte der Hof 1813 sogar Napoleon Bonaparte. Ihm verdankten einstmals seine Besitzer infolge der vom Kaiser durchgesetzten Säkularisierung ihr Anwesen. Noch
heute steht das große Empire-Bett, in dem Napoleon übernachtete, im Wohnhaus der Familie.
Der herzliche Empfang von Gästen ist eine alte Tradition auf dem Kirchenhof.
So entschloss sich Barbara Schwingeler-
Nolden 1976 dazu, einen Teil des Gutshofes, den ehemaligen Kutschertrakt, umzubauen und der Gastronomie zugänglich zu machen. Mit viel Engagement und Liebe gelang das Projekt, und aus der ehemaligen
Remise wurde das Lokal gleichen Namens, das Jan Nolte 2003 pachtete.
Der Kirchenhof (die Remise ist ein Teil davon) ist eine von 18 Stationen des Kulturpfad Müngersdorf.
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