Abschiedsfeier für Pfarrer Fey

Nach über 25 Jahren als leitender Pfarrer in Müngersdorf, Braunsfeld und Junkersdorf verlässt Dr. Wolfgang Fey die Kirchengemeinde St. Pankratius. Der Bürgerverein Köln-Müngersdorf BVM lud zu einer stimmungsvollen Abschiedsfeier in den Petershof ein.

Text: Nadia Abdallah, Fotos: Harald Schaefer

 

Im Rahmen einer vom Bürgerverein organisierten Feier trafen sich zahlreiche BVM-Mitglieder an einem sonnigen Nachmittag Mitte Juni im Petershof, um bei Kaffee und Kuchen, Abschied von Pfarrer Dr. Fey zu nehmen und sich über gemeinsam Erlebtes auszutauschen.

 

Über zwei Jahrzehnte war Wolfgang Fey als überaus beliebter und engagierter leitender Pfarrer im Kölner Westen tätig. Viele Müngersdorfer Gemeindemitglieder verbinden mit Dr. Fey wertvolle familiäre Erinnerungen, genauso wie er für zahlreiche Stadtteilbewohner Trostspendender in schweren Zeiten war.

 

In einer sehr persönlichen Rede erwähnte Anton Bausinger, BVM-Mitglied und ehemaliges Mitglied des Kirchenvorstands St. Vitalis, lobend Pfarrer Feys klaren Menschenverstand und seine offene Haltung – insbesondere sein unermüdliches Engagement für Kinder und Jugendliche.

 

Dr. Fey sei ein „ Menschenfänger von der Kanzel“ gewesen. Zu Müngersdorf und dem Bürgerverein pflegte Pfarrer Fey stets eine ganz besondere Beziehung. So hob Anton Bausinger seinen „intensiven Einsatz“ für die bauliche Verbesserung der damals vernachlässigten Kitas in Müngersdorf hervor. Auch für die Gestaltung des Dorfplatzes und der Treppenanlage vor dem ehemaligen Pfarrhaus habe Fey mit seiner Unterstützung einen wertvollen Beitrag geleistet, so Bausinger.

 

Im Namen des Bürgervereins Müngersdorf überreichte Bausinger dem Geistlichen zum Abschied ein Fensterglas des Kölner Doms aus der Dombauhütte sowie ein Erinnerungsbuch mit Briefen, Texten und Fotos der Abschiedsfeier. In einem bereitgestellten Briefkasten aus Holz konnten die anwesenden Gäste ihre Briefe mit guten Wünschen, Dank oder gemeinsamen Erinnerungen mitgeben.

 

 

Die Laudatio von Anton Bausinger im Wortlaut:

 

Lieber Pfarrer Dr. Fey,

 

nach nunmehr 25 Jahren intensiven Einsatzes in unserem Quartier, das zunächst auf Müngersdorf und Junkersdorf beschränkt war und später um Braunsfeld sowie Teile der Innenstadt erweitert wurde, verabschieden die Bürger von Müngersdorf sich heute herzlich von einer Persönlichkeit, die uns ans Herz gewachsen ist.

 

Sie haben gleich zu Beginn, nach Ihrer ersten Messe in unserem Müngersdorfer Pfarrsaal, eine Geschichte über ein Holzstück erzählt. Diese Geschichte möchte ich hier noch einmal wiederholen, da sie auch viel über Sie aussagt. Sie lautet wie folgt:

 

Vor einem kleinen Bauernhof steht im Vorgarten ein Baum. Dieser Baum ist in den Jahrzehnten so groß geworden, dass er das Haus bedrängt und verschattet. Doch der Bauer traut sich nicht, den Baum zu fällen. Er fragt einen Juden um Rat, der ihm sagt: „Fäll den Baum und mach daraus ein kleines Andachtshäuschen mit dem Jesuskind. Stelle es an den Straßenrand, damit alle vorbeigehenden Menschen dem Herrn die Ehre erweisen können.“ Gesagt, getan: Der Baum wird gefällt, und aus dem Holz entsteht ein Andachtshäuschen. Fortan bleiben die Menschen stehen, verneigen sich vor dem Jesuskind – nur der Jude nicht. Daraufhin spricht der Bauer ihn an: „Jude, warum bezeugst du nicht, wie alle anderen, deine Anerkennung gegenüber dem Jesuskind?“ Der Jude antwortet: „Das würde ich schon tun, aber ich weiß doch, aus welchem Holz er geschnitzt ist.“

Genau diese Haltung spiegelt auch Sie wider. Mit klarem Menschenverstand, offener Haltung und einer schnellen Auffassungsgabe haben Sie uns stets erkannt, durchschaut und geholfen. In unzähligen Situationen standen Sie einzelnen Menschen und Gruppen bei – in Trauer, Leid, aber auch in freudigen Momenten. Ich werde nie vergessen, wie Sie es geschafft haben, bei einem äußerst traurigen Totengottesdienst für einen 19-jährigen Jungen, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, die Gemeinde sogar zum Lachen zu bringen. Damit haben Sie uns ein Stück die Schwere des Verlustes genommen und bei der Trauerbewältigung unterstützt.

 

In Ihren Predigten haben Sie oft persönliche Erfahrungen eingebracht: „Ich habe als Junge…“, „Ich habe als Jugendlicher…“, „Als junger Mann habe ich…“ – Geschichten erzählt, die Bilder in unseren Köpfen entstehen ließen und die wir gut nachvollziehen konnten. Dabei hatten Sie stets einen aktuellen Bezug zu gesellschaftlichen, politischen und kirchlichen Vorgängen – immer tolerant, kritisch und offen für Neues.

 

Sie waren ein Menschenfänger von der Kanzel und ein engagierter Organisator für die Jugend und Kinder. Die vielen Kirchenfahrten und Unternehmungen, die Sie organisiert haben, sind vielen in lebhafter Erinnerung. Dabei wurde den Kindern das Christentum, das Judentum und der Islam nähergebracht. Besuche in der Kerzenfabrik oder in der Hostienbäckerei im Kloster bei den Benediktinerinnen haben das kirchliche Leben greifbar gemacht.

 

Als wir vom Bürgerverein vor einigen Jahren den Wettbewerb für unseren Dorfplatz initiierten, haben Sie sich sofort auf unsere Seite gestellt und mit Ihrer Unterstützung, beispielsweise bei der Gestaltung der Treppenanlage vor dem alten Pfarrhaus, einen wertvollen Beitrag geleistet. Sie haben stets schnell Möglichkeiten erkannt, geholfen wo Not war und Unterstützung angeboten.

 

Die Kindergärten in unserem Stadtteil wurden während Ihrer Amtszeit nicht nur baulich verbessert. Besonders durch die Übernahme der vom Sozialdienst Katholischer Männer betriebenen und damals vernachlässigten Kitas in Müngersdorf, in einem nicht so gut gestellten Stadtgebiet, wurde die Arbeit aufgenommen und besonders intensiviert. Das stand damals im Kontrast zur allgemeinen Entwicklung, wo viele kirchliche Kitas abgegeben und von freien Trägern übernommen wurden.

 

Auch bei für dem für unseren Stadtteil so wichtigen 1. FC Köln waren sie aktiv. Nicht nur, dass wir ein Maskottchen unter der Marienstatue auf der Ostseite unserer Küche St. Vitalis mit einem kleinen Geißbock in Ihrer Zeit bekommen haben. Nein, sie haben sich auch um gewaltbereite Fußballfans gekümmert, sind mit Ihnen in Dialog getreten und haben versucht, ein friedliches Zusammenstehen möglich zu machen.

 

 Zu viel Weihrauch schwärzt den Heiligen! Damit meine ich, dass auch ein Bereich erwähnt werden sollte, bei dem Sie nicht ganz so perfekt performten. So ist das Organisatorische nicht ganz Ihr Ding. Bei Terminabsprachen kam es beispielsweise vor, dass man sich um 11 Uhr an einer Kita mit Ihnen und verschiedenen Handwerkern verabredet hatte und, wenn man dann um 11.15 Uhr im Pfarrbüro angerufen hat um zu erfahren wann Sie kommen, kam die erstaunte Antwort: wieso soll der Pfarrer denn jetzt in der Kita sein? Er feiert mit einer Schulklasse in der Kirche Messe.

 

 Die meisten Menschen hier in unserem Viertel haben sie gekannt und geachtet, so wie Sie viele von uns auch gekannt haben, womit ich zum Anfang meiner kleinen Rede zurück komme. Lieber Pfarrer Dr. Fey, wir wünschen Ihnen für ihre Zukunft persönlich und gesundheitlich alles Gute, danken Ihnen von Herzen für Ihren langen und intensiven Einsatz in unserer Gemeinde und werden sie immer in guter Erinnerung behalten. Kommen Sie bitte häufig zu Besuch zurück, da Sie leider Ihren Wohnort nach Frechen verlegen werden – ganz herzlichen Dank!

 

Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V.
Kirchenhof 4
50933 Köln

www.bvm.koeln

info@bvm.koeln

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