Streuobstwiese: Ein Baum ist mehr als ein Baum

Auf der Streuobstwiese an der Belvederestraße neue Bäume gepflanzt

 

Text: Angelika Burauen 
Foto: Ute Prang

aus: BlickPunkt 22

Stand Sommer 2013

 

v.l. Angelika Burauen, Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und Hildegard Jahn-Schnelle packen mit an bei der Pflanzung von zwei Wildapfelbäumen.

So stand es in der Einladung zur Baumpflanzung am internationalen Tag des Baumes am 25. April 2013, den der Bürgerverein Köln-Müngersdorf, der Förderverein Freiluga und die Bezirksvertretung Lindenthal gemeinsam an einem der ersten warmen Tage mit strahlend blauem Himmel feierten. Gemeinsam sollte ein Zeichen gesetzt werden, dass im Stadtbezirk Lindenthal, besonders in Müngersdorf nicht nur Bäume gefällt werden, sondern auch gepflanzt.
Dazu bot sich die seit 2007 bereits genutzte Ausgleichsfläche der Deutschen Bahn an der Belvederestraße direkt bei der Freiluga an, auf der schon einige, leider nicht „erzogene“, ungepflegte Obstbäume standen, die zum Teil schon fast abgestorben waren. Besonders die Birnbäume hatten durch den Wildverbiss der Kaninchen und der oft dort „geparkten“ Schafe gelitten. Diese hätten so nah bei den Bäumen nicht weiden dürfen. Die Baumrinden waren einfach zu lecker, der provisorisch angebrachte Schutz hielt nicht lange.
Beunruhigte Bürger meldeten den Schaden bei mir, aber da war es schon zu spät. Es stellte sich die Frage, wer ist für die Fläche zuständig? Wer ließ die Schafe dort grasen, wer schnitt regelmäßig das Gras? Wer war für die Pflege der kleinen Streuobstwiese zuständig? Wer bediente sich kistenweise am Obst im Herbst?
Angesichts dessen kamen wir auf die Idee, dass sich der Bürgerverein und der Förderverein Freiluga um die Obstbäume kümmern und diese mit Hilfe von Experten schon mal einen „Erziehungsschnitt“ erhalten sollten.


Mehr Lebensqualität
Denn ein Baum ist mehr als ein Baum. Er ist Lebensgemeinschaft von vielen Lebewesen: Käfern, Wespen, Bienen, Fledermäusen, Vögeln und vielen wirbellosen Tierarten. Als Teil der Streuobstwiese ist er Zeuge der Geschichte, zum Beispiel befindet sich hier in Müngersdorf eine Lücke im Äußeren Grüngürtel. Die neue Streuobstwiese wird diese schließen und ergänzt damit das Konzept des Landschaftsparks Belvedere.
Somit formt unsere Obstwiese die Landschaft und dient darüber hinaus der Lebensqualität der Kölner, die auf dem geplanten Rundweg des Projekts Grüngürtel wandern und sich verantwortungsvoll bedienen dürfen. Denn ein Apfel am Tag erspart den Arzt, so wird gesagt. Und was gibt es Schöneres, als an einem warmen Tag unter einem Baum zu liegen und sich auf den Herbst und die Ernte zu freuen. Welch eine Entschleunigung ist das. Stillsitzen, und das Gras wächst von allein – um es mit einem Zenspruch zu sagen.
Um freilich Obstbäume im öffentlichen Raum schneiden zu dürfen, benötigt man eine Erlaubnis. So landete ich mit meinen Nachfragen bei der Stadt Köln im Amt für Landschaftspflege und Grünflächen bei einem hilfsbereiten Mitarbeiter. Es stand schnell fest, dass das Amt zuständig war und nicht mehr die Bahn. Leider war die Zeit für einen Obstbaumschnitt vorbei, aber neue Bäume durften gepflanzt werden. Auch dürfen Schafe nicht mehr auf die Fläche, und das Gras wird nur zweimal im Jahr gemäht.


Baum des Jahres am Tag des Baumes
Der Entschluss von Bürgerverein, Förderverein und Bezirksvertretung stand schnell fest: Der Obstbaum des Jahres 2013 und davon gleich zwei Exemplare soll gepflanzt werden: der Wildapfel, auch Holzapfel (malus sylvestris) genannt, weil er so herb und hart wie Holz, aber eine fast vergessene, empfindliche Schönheit ist. Der Baum kann bei guter Pflege 100 Jahre alt werden und ist Lebensraum für viele Tierarten. Die ökologische Bedeutung des Wildapfels wird hoch geschätzt beim Erhalt der Artenvielfalt und prägt als Hochstamm (bis zu zehn Meter) das Landschaftsbild. Er blüht erst ab Mai und dann weiß bis zartrosa.
Zur Pflanzaktion waren zahlreiche Bürger mit Kind und Hund erschienen, die freudig mithalfen, die Bäume sachgerecht unter Anleitung in die Erde zu bringen. Vorbereitend hatte der Betriebsgärtner der Freiluga Mohammed Maameri für Komposterde, Gartengeräte und Wasserkanister gesorgt.
Letztere lösten aber Irritation bei Autofahrern aus, die die Polizei alarmierten: „Auf der Wiese stehen viele Menschen und hantieren mit durchsichtigen Kanistern mit undefinierbarer Flüssigkeit.“ Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker konnte aber beruhigen: „Wir pflanzen nur Bäume auf unserer Streuobstwiese.“
So entsteht in Müngersdorf eine Obstwiese, die noch viel Platz bietet für weitere Bäume. Wenn Sie als Leser schon immer ein Bäumchen pflanzen wollten, frei nach Martin Luther: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, haben Sie jetzt Gelegenheit dazu. Unter anderem können auch längst vergessene Obstbaumsorten wie Speierling, Elsbeere, Kaiser-Wilhelm-Apfel oder Pastorenbirne gepflanzt werden.

schulbio-freiluga.de

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