Umbau der Ost-West-Achse hat Auswirkungen auf Müngersdorf

 

Stand: 20.2.24

Eine Stellungnahme des Bürgervereins Müngersdorf über die Auswirkungen der Pläne von KVB und Teilen der Lokalpolitik auf den Kölner Westen udn auf Müngersdorf.

 

Über den Bau eines neuen U-Bahn-Tunnels in der Kölner Innenstadt wird seit Jahren in Politik und Stadtgesellschaft kräftig diskutiert. Über verlängerte Bahnen der Linie 1 ebenfalls. Sie sollen nach den Vorstellungen der KVB aus drei Zug-Elementen bestehen (bislang sind es zwei) und eine sog. Dreifach-Traktion bilden. Für diese 90 m langen Straßenbahnen müsste zwischen der westlichen Stadtgrenze von Köln (Weiden-West) und Bergisch-Gladbach (Endhaltestelle Bensberg) jede einzelne KVB-Haltestelle aufwendig umgebaut werden.

 

Leider wird im öffentlichen Diskurs hauptsächlich auf die Innenstadt geschaut. Dabei sind auch die Stadtteile im Kölner Westen entlang der Aachener Straße massiv betroffen, vor allem im Hinblick auf mögliche „ewige Baustellen“ und Veränderungen der bisherigen Straßen- und Trassenführung.

 

Seit Mitte 2022 beschäftigen sich die Bürgervereine und -gruppen aus Braunsfeld, Junkersdorf, Weiden und Müngersdorf intensiv und gemeinsam mit den Planungen der KVB und der Stadt Köln. Eine der folgenreichsten wäre zum Bespiel die Planung für die Haltestelle Junkersdorf, schräg gegenüber des Müngersdorfer Malerviertels. Dort bedroht der vorgesehene Umbau fast 40 Bäume, von denen die meisten auf dem Mittelstreifen der Aachener Straße stehen. Und das in Zeiten des Klimawandels. In Alt-Müngersdorf müsste die Haltestelle Alter Militärring in Richtung Innenstadt verlegt und auf der Brücke des Neuen Militärrings komplett neu gebaut werden.

 

Die Hauptkritik der Bürgervereinigungen richtet sich jedoch gegen eine zu geringe Taktung der Linie 1 - gemeint sind die schon heute oft übervollen Bahnen. Während die Stadt auf Verbesserungen nach dem geplanten Umbau für die 90-Meter-Züge verweist, dessen Abschluss in weiter Zukunft liegen dürfte, erwarten die Bürger im Kölner Westen kurzfristige Verbesserungen.

 

Aufhorchen lässt da ein Vorschlag des Bündnis Verkehrswende Köln: Nur allein mit dem Umbau der Haltestellen Neumarkt und Heumarkt könnte das "Nadelöhr Innenstadt" ertüchtigt werden, und zwar mit einer deutlichen Kapazitätssteigerung im Fahrplan. Die eigentlich einfache Lösung: Es bei den vorhandenen 60-m-Zügen zu belassen und dafür eine Taktverdichtung über den ganzen Tag einzuplanen, die den Namen verdient. So wären lediglich an den beiden Haltepunkten in der City zusätzliche Bahnsteige erforderlich, so dass in jeder Fahrtrichtung zwei Bahnen gleichzeitig halten könnten.

 

Klar, die KVB müßte mehr Fahrerinnen und Fahrer ausbilden, aber ein teurer und zeitaufwendiger Umbau aller weiteren Haltestellen entlang der gesamten Strecke wäre damit entbehrlich. So wäre auch mit der bisherigen Fuhrpark-Technik der KVB eine bessere Versorgung entlang der Aachener Straße realisierbar.

 

Kurzfristige Takterhöhung mit deutlicher Kapazitätssteigerung, lautet daher auch die Forderung der Bürgervereinigungen im Kölner Westen. Unsere vier Bürgergruppen haben sich in den zurückliegenden zwei Jahren dafür mehrfach bei Politik und Verwaltung eingesetzt, ohne sich jedoch in die Tunnel-Diskussion in der Innenstadt einzumischen.

 

Text: Harald Schaefer, Antje Frings

 

Foto: Harald Schaefer

 

Am 16. Februar berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger über das Konzept des Bündnisses Verkehrswende Köln. Für den Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V. hat unser Vorstandsmitglied Harald Schaefer den folgenden Leserbrief an den Stadt-Anzeiger geschrieben:

 

"Die KVB beklebt viele ihrer Straßenbahnen mit dem Werbespruch "Manchmal nicht ganz pünktlich, aber rechtzeitig zur Verkehrswende". Im Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V. fragen wir uns allerdings, wann denn die Verkehrswende in Köln kommen soll. In unserem Viertel gibt es noch immer Buslinien, die nur sehr selten fahren und die Fahrgäste dann zu den viel zu vollen Straßenbahnen der Linie 1 bringen. Das ist nicht attraktiv - erst recht nicht für diejenigen, die bislang auf den eigenen Pkw angewiesen sind, beispielsweise weil es keine Nahversorgung in Wohnortnähe gibt. Für den geplanten Umbau der Ost-West-Achse erscheint ein Fertigungsstellungszeitpunkt vor 2035 nicht realistisch zu sein. Spürbare Verbesserungen auf der Linie 1 rücken durch die längeren Straßenbahnen also in weite Ferne. Ursprünglich sollten die langen Bahnen ja bereits zur Fußball-EM 2024 im Einsatz sein.

 

Unser Müngersdorfer Bürgerverein hat den Eindruck, dass bei den umfangreichen Planungen entlang der gesamten Aachener Straße die Technokraten am Werk sind: Betriebliche Belange der KVB werden vorrangig bedient, die Lebensqualität der Menschen in den Vierteln und auch die Qualität des öffentlichen Raums treten dabei in den Hintergrund. Bestes Beispiel sind die vielen vorgesehenen Baumfällungen entlang der Strecke im Kölner Westen.

 

Ganz unabhängig von der viel diskutierten Frage "Oben bleiben oder U-Bahn bauen" ist bereits der Umbau der Ost-West-Achse für 90 Meter lange Dreifach-Traktionen ein teures Mammutprojekt. Wie einfach erscheint hingegen doch die Lösung, die das Bündnis Verkehrswende Köln präsentiert hat. Der Vorschlag gehört daher dringend geprüft! Die Frage "60 Meter oder 90 Meter" hängt dabei nicht mit der Tunnelproblematik in der Innenstadt zusammen. Eines erscheint aber klar: 90-Meter-Bahnen und Tunnel verschieben die Verkehrswende auf der Ost-West-Achse eher in Richtung des Jahres 2045. Die Taktverdichtung auf der Linie 1 benötigt der Kölner Westen aber bereits heute!"

 

Harald Schaefer

 

 

Stand 20.2.24

 

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