Alle lieben Bäume
Platanen am Bahnhof Belvedere
Text: Marliese Berthmann
Fotos: Ute Prang
Beitrag aus BlickPunkt 33 | 2020
Es passiert schon mal, dass die Liebe im praktischen Leben eigenwillige Blüten treibt! Bäume wachsen, Gott sei Dank, und sie wachsen gen Himmel, frei und unbeschwert, und sie gründen tief im Erdreich. Dort müssen sie kämpfen. Alles, was sich ihnen in den Weg stellt, wird langsam, aber sicher durchdrungen oder sogar zerbrochen. Kann die Krone sich ungehindert entfalten, dann versuchen die Wurzeln, es ihr gleichzutun. Normalerweise gönnt man es ihnen, erfreut sich daran, bis, ja bis man plötzlich mit Entsetzen merkt, dass sich das Wachstum der Wurzeln ohne Rücksicht auf Verluste und mit Schäden an steinernen Nachbarn ereignet.
Antagonisten
Und da stehen sie nun, zwei uralte Platanen und bereits sehr krank, bei geringen Windbewegungen dicke Äste abwerfend, circa einen Meter von einem ehemals bezaubernden Gebäude entfernt; sie tun also,
was alte Bäume nun mal tun. Sie sind jetzt keine liebenswerten, unschuldigen Naturerscheinungen mehr, sondern, wie in diesem speziellen Fall, gefährliche Akteure, die langsam, aber sicher etwas
Wertvolles unwiederbringlich zerstören.
Wie einst in der Antike, findet auch unter den Menschen von heute, stellvertretend für tiefer liegenden Hader, ein Kampf statt – ein Kampf eben um Bäume und den Bahnhof Belvedere.
Auf der einen Seite streiten „Naturschützer“ ohne Maß, ohne Abwägen und auch ohne das nötige Hintergrundwissen. Sie erwirken Gutachten um Gutachten mit Kosten im mittlerweile sechsstelligen Bereich;
sie verhindern seit fünf Jahren, dass das Bahnhofsgebäude von 1839, natürlich denkmalgeschützt, längst hätte zur Begegnungsstätte ausgebaut werden können. Freunde und Gönner ziehen sich
kopfschüttelnd zurück, dringend benötigte Gelder können nicht abgerufen werden, und mehrfach im Jahr sind Pflegeschnitte fällig. Das geht in die Tausende! Aber wer fragt schon nach Geld, wenn er es
nicht selbst bezahlen muss?
Kulturschützer
Ihnen gegenüber stehen Menschen, die den Belvedere beizeiten als Kleinod erkannt hatten, sich seiner annahmen und nun ehrenamtlich, engagiert und mit viel Zeit und noch mehr Herzblut für das Gebäude
kämpfen. Ihnen gebührt Dank, Anerkennung und vor allen Dingen Unterstützung bei ihrem Tun. Soll man sich einen Orkan wünschen, um diese unerträgliche Situation zu beenden? Geht nicht, denn das würde
dem Bahnhof ja auch nicht gut tun. Also werden weiterhin Unsummen für Nonsens hingeblättert, die Nerven der Betreuer des Streitobjekts unglaublich strapaziert. Die Zuschauer in diesem Theater
verstehen die Welt nicht mehr.
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