Äußerer Grüngürtel in Gefahr
Immer wieder werden Testballons zum Ausbau des Müngersdorfer Stadions gestartet. Der FC und die Stadt möchten es gerne für 75 000 Fans ausbauen; heute hat das Stadion circa 46 000 Plätze. Doch
noch ist nichts spruchreif, außer dass es wohl 2024 eine Fußball-Europameisterschaft in Deutschland geben wird.
An anderer Stelle im Grüngürtel hat der 1. FC Köln aber ganz konkrete Ausbaupläne. Direkt am Geißbockheim, neben dem Decksteiner Weiher, sollen 35 000 Quadratmeter Grünfläche versiegelt werden
für drei neue Kunstrasen-Fußballplätze, ein großes Gebäude als Leistungszentrum und drei kleinere Gebäude. Alles für die Jugend- und die Frauenmannschaften. Dabei haben andere Fußballvereine wie
Borussia Hohenlind oder Fortuna Köln mehr Jugendmannschaften als der 1. FC.
Die Begeisterung bei FC-Fans in Rat und Bezirksvertretung ist groß. Dabei wird vergessen, dass der Grüngürtel ein Geschenk an alle Bürger und Bürgerinnen der Stadt ist und die Flächen für alle
öffentlich nutzbar sein sollen. So hat es Konrad Adenauer gewollt. Heute sind auf der Rasenfläche Hundehalter unterwegs, es spielen die Kinder vom Kindergarten Waldzwerge, die Kleinballonfahrer
nutzen die Flächen. Sie sind weder eingezäunt noch beleuchtet, und kein Lärm dringt von hier zu den 600 Kleingärten auf der anderen Seite, und auch die Vogelwelt hat hier ihre Ruhe.
Als Grünzug gesichert
Vergessen wurde auch der Denkmalschutz. Der Grüngürtel ist ein eingetragenes Denkmal, doch nicht einmal in der Verwaltungsvorlage wird dazu ein Wort verloren. Der Stadtkonservator weiß seit 2010 von
den Plänen und schweigt in der ganzen Diskussion. Zwar hat Kurt Schumacher einst als Grünflächenplaner im Auftrage Konrad Adenauers entlang des Militärrings ein Sportband vorgesehen. Doch dieses
sollte allen Menschen zur Verfügung stehen und nicht nur einem Erste-Liga-Club.
Der 1. FC hat sich nach dem Krieg entgegen der Vorgabe Konrad Adenauers mit einem Sportband mit zwei Plätzen vom Geißbockheim zum Decksteiner Weiher ausgedehnt und öffentliches Grün in Beschlag
genommen. So können die Fans von der Terrasse bei Kaffee und Kuchen den Stars beim Training zusehen. Darauf will der 1. FC nicht verzichten. Die neuen Sportplätze entlang des Militärrings werden aber
mit dem Plan von Konrad Adenauer begründet. Welch eine List.
Auch gibt es hohe Hürden im Regionalplan, denn der Grüngürtel ist durch dessen Vorgaben als überörtlicher Grünzug gesichert. Ein Eingriff muss gut begründet werden. Doch auch hier hapert es, und es
wird mit Tricks gearbeitet. Damit der Eingriff relativ unbedeutend erscheint, wird das Gebiet für die Änderung des Flächennutzungsplans mit 13,9 Hektar knapp gehalten. Als Referenzgröße für den
Eingriff nimmt die Verwaltung das gesamte Gebiet des Äußeren Grüngürtels mit 800 Hektar. Da sind die 13,9 Hektar, die der FC nun beansprucht, doch zu vernachlässigen.
Für die Bauten innerhalb des Grüngürtels wird der Trick anders herum angewendet. Die Fläche des Bebauungsplans wird mit 22,9 Hektar groß angesetzt, sodass der bauliche Eingriff mit 4 738
Quadratmetern doch sehr klein erscheint. So ist der Eingriff hinnehmbar...
Weiterhin müssen Alternativen gründlich geprüft werden. Der beste Standort für weitere Trainingsplätze und ein Leistungszentrum wäre in unmittelbarer Nähe an der Berrenrather Straße – jedoch auf
Hürther Stadtgebiet. Die ist dem 1. FC Köln und der Stadt Köln aus Image-Gründen nicht zuzumuten. Die Jugendmannschaften von Bayer Leverkusen trainieren in Köln-Flittard. Und überhaupt ist es dem FC
nicht zuzumuten, sein Clubheim und seine Trainingsanlagen räumlich zu trennen, auch wenn das bei Bayern München, dem Hamburger SV und anderen Vereinen so ist. Deshalb sind alle Alternativen an dem
Kriterium „Nähe zum Geißbockheim“ gescheitert.
Dieser Eingriff darf nicht zum Präzedenzfall werden für weitere Begehrlichkeiten. Denn Fortuna Köln hat ebenso Ausbaupläne vorgestellt wie Viktoria Köln. Und eigentlich hätte der im Stadtteil
beheimatete Sportclub Borussia Hohenlind mit seinen vielen Kinder- und Jugendmannschaften endlich auch ein Vereinszentrum verdient. Einem Eingriff folgt offenbar der nächste.
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