Ortsgeschichte | Gutshöfe

Gutshöfe in Müngersdorf

Nicht mehr vorhandene Hofanlagen

 

Text: Joseph Koerfer

BlickPunkt 5 | 2004

 

Diese Höfe haben fruher einmal das Ortsbild maßgeblich
mitprägten, sind heute aber nicht mehr vorhanden.

6 | Le-Maire-Hof oder Dohmshof

Die Bezeichnung dieses Hofes lässt darauf schließen, dass er während der Franzosenzeit der Sitz des Bürgermeisters (Maire) war. Er wurde 1910 abgerissen. Er stand auf dem Gelände der jetzigen Straße "Auf dem Hügel", und das Grundstück grenzte an die Aachener Straße.
Besitzer war 1890 die Witwe Elven und zuletzt ein Major Klein, der in Köln-Braunsfeld, Raschdorfer Straße/Friedrich-Schmidt-Straße eine große Villa bewohnte. Der letzte Pächter war der Landwirt Dohm – daher auch der unter Müngersdorfern geläufige Name Dohmshof. Ab 1910 bewirtschaftete Dohm den Statthalterhof in Junkersdorf.

7 | Herrigerhof oder Türkshof

Belvederestraße 32/Ecke Herrigergasse
Diese fränkische Hofanlage (einstöckige Bauweise in Fachwerk, später in Ziegelstein; quadratische Anordnung der Gebäude mit Innenhof) wurde im Jahre 1843 in Feldbrandsteinen von Max Heinrich Herriger erbaut. Im Jahre 1893 werden der Rechtsanwalt Gustav Schenk als Eigentümer und ein Mann namens Junker als Gutspächter erwähnt. Ab 1907 ist dann der Bankdirektor Ernst König Eigentümer des Hofes. Im Jahr 1912 werden die Brüder Türk Pächter (Türkshof!), die anfangs als Landwirte arbeiteten und später eine Kiesgrube und die Schweinezucht betrieben. Neun Jahre später, 1923, kauft die Stadt Köln das gesamte Anwesen, das schließlich 1970 abgerissen und auf dessen Gelände das große Verwaltungsgebäude der Deutschen Entwicklungsgesellschaft sowie mehrere Einfamilienhäuser errichtet wurden.

Übrigens: Dem damaligen Herrenhaus gegenüber, nördlich der Herrigergasse, legte Herriger einen großen Park mit wertvollem Baumbestand an. Dieser Park wurde mit einer großen Ziegelmauer umgeben, die an der Belvederestraße heute noch erhalten ist. In diesem Park baute 1901 der damalige Eigentümer des Herrigerhofes, Rechtsanwalt Gustav Schenk, seiner Tochter, die wiederum mit dem Erzbischöflichen Kanzler, Landgerichtsrat a. D. von Detten, verheiratet war, ein großes weiträumiges Wohnhaus: die "Villa von Detten". Diese wurde Ende der fünfziger Jahre abge- rissen. Auf dem Villengelände ist ein komfortables Mehrfamilienhaus mit Eigentumswohnungen entstanden.

8 | Gut Belvedere

Belvederestraße 149
Neben dem "Bahnhof Belvedere", Belvederestraße 147, wurden im Jahre 1857 auf dem Grundstück, das im Jahre 1844 als Eigentum des Kölners M. H. J. Herriger ausgewiesen ist, die Gebäude des Hofgutes Belvedere als fränkische Hofanlage in Feldbrandziegeln errichtet. Im Jahre 1875 geht der Besitz an die Rheinische Aktiengesellschaft für Zuckerindustrie über, und ab 1881 ist Leo Lintermann der Gutspächter.

Bereits 1890 kauft dann die Armenverwaltung der Stadt Köln den Hof Belvedere. Von 1919 bis 1922 ist der Landwirt Josef Woltering der Pächter, der auch im Haus Belvedere wohnte. Bis zum Abriss der Hofanlage im Jahre 1962 war der Landwirt Heinrich Meurer der Pächter; auch er wohnte in der Hofanlage.
Auf dem Gelände dieses ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesens wurde vom Landschaftsverband Rheinland mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Deutsche Mark eine Sonderschule für Körperbehinderte gebaut.

9 | Morsdorfer Hof

Die Straße "Am Morsdorfer Hof", bis 1975 immer zu Köln-Müngersdorf und nach Neuordnung der Stadtteile zu Köln-Braunsfeld gehörig, erinnert an die alte Siedlung und an den Hof Morsdorf, der zu den Besitztümern des bereits im Jahre 899 urkundlich erwähnten Kölner Stiftes St. Gereon gehörte. Der Hof wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals nach Verfall oder Zerstörung wieder aufgebaut.
Das "Klostergut Morsdorfer Hof" ist im Jahr 1663 mit einer Größe von 210 Morgen Land ausgewiesen. Im Jahre 1830 wurde das "Dominialgut Morsdorfer Hof" mit 442 Morgen zum Verkauf angeboten.
1881 ist der neue Eigentümer ein Kölner Rechtsanwalt mit Namen August Elven. Die Stadtgemeinde Köln (Armenstiftungsvermögen) ist ab 1901 Eigentümerin des Morsdorfer Hofes; 1929 schließlich wird er niedergelegt und das gewonnene Gelände für Wohnzwecke parzelliert.

10 | Schafshof

Wendelinstraße 64
Der Schafshof ist bisher in der Literatur nicht erwähnt: Gemeint ist – wörtlich verstanden – der "Schafshof" der Geschwister Paeffgen, den Besitzern des Kirchenhofs.

Der große Hof mit Stallungen lag auf dem jetzigen Gelände der Gemeinschaftsgrundschule Wendelinstraße. Durch Vermittlung des damaligen Pfarrers Sauren verkaufte Lambert Keller vom Kirchenhof das Grundstück mit dem großen, seit Jahren nicht mehr in Betrieb befindlichen "Schafshof" an die Stadt Köln als Baugelände für das jetzige imposante Fachwerk-Schulgebäude, das 2005 hundert Jahre alt wurde.

 

Gutshöfe in Müngersdorf | Einführung

 

Die noch vorhandenen Höfe sind:

1 | Kirchenhof | Wendelinstraße  48

2 | Hermannshof oder Hartzheimshof | Wendelinstraße 87

3 | Marienhof oder Alter Petershof | Wendelinstraße 67
4 | Petershof | Belevederestraße 17
5 | Clarenhof oder Kleinshof | Wendelinstraße 61

 

Nicht mehr vorhandene Hofanlagen:
6 | Le-Maire-Hof oder Dohmshof
7 | Herrigerhof oder Türkshof | Belvederestraße 32/Ecke Herrigergasse
8 | Gut Belvedere | Belvederestraße 149
9 | Morsdorfer Hof
10 | Schafshof | Wendelinstraße 64

Bürgerverein Köln-Müngersdorf e.V.
Kirchenhof 4
50933 Köln

www.bvm.koeln

info@bvm.koeln

Mitglied werden

Dabei sein:

Werden Sie Mitglied im  Müngersdorfer  Bürgerverein. Wir freuen uns über jeden Förderer und jeden Aktiven.

Archiv Blickpunkt

Hier das Archiv unserer Print-Ausgaben des Magazins "Blickpunkt Müngersdorf"

Unsere Publikationen

Wege zu Geschichte und Kultur unseres Stadtteils

Wir stellen Ihnen 74 ausgewählte Stationen vor und führen Sie auf drei Wegen durch Müngersdorf.

Opfer des National-sozialismus in Köln-Müngersdorf
Betroffene und Zeitzeugen kommen zu Wort.