Ortsgeschichte | Gutshöfe
Gutshöfe in Müngersdorf
2 | Hermannshof oder Hartzheimshof
Wendelinstraße 87
In einem Register des Kölner Apostelstiftes aus dem Jahre 1581 ist der „Hermannshof in Müngersdorf" schon verzeichnet. Während der Franzosenzeit kam der Hof in den Besitz des Staates und später wieder nach St. Aposteln. Er umfasste im Jahre 1802 fünfzig Hektar Grundbesitz. Der Pächter war Heinrich Pesch.
Am 13.5.1822 kaufte M. H. Herriger, wahrscheinlich ein Nachfahre des Johann Herriger (Halfe am Statthaltershof und Gerichtsschöffe zu Junkersdorf), den Hof für 27.740 Francs und verkaufte
ihn 1826 an Johann Mathias Decker, Bierbrauer zu Köln, verheiratet mit M. Eva Pesch vom „Hermannshof zu Müngersdorf", der Tochter des früheren Pächters. Anschließend war Jakob Peffgen, verheiratet
mit Adelheid Claren vom Clarenhof, Eigentümer des Hermannshofes. Peffgen ließ die urspünglich zur Straße hin offene, wohl in Fachwerk errichtete Hofanlage abreißen und errichtete 1858 das jetzige
Wohngebäude mit Stallungen in Backstein.
Durch Heirat mit Sibilla Peffgen (Tochter des Jakob Peffgen) am 8.6.1860 wurde Heinrich Hartzheim vom Stöckheimer Hof (geb. 1835) Besitzer des Hermannshofes. Heinrich Hartzheim ließ später den Hof
mit dem großen Garten zwischen Wendelinstraße, Neuer Grüner Weg, Grüner Weg und Alter Militärring mit einer über zwei Meter hohen Ziegelsteinmauer, die ein Vermögen gekostet hat, umgeben. Ein Teil
der Mauer ist am Alten Militärring und Grüner Weg noch erhalten.
Nach dem Tode von Heinrich Hartzheim (1899) übernahm zunächst ein Pächter und ab 1902 sein Sohn Heinrich Joseph, geboren 1864 in Müngersdorf, die Bewirtschaftung des Hofes. Er heiratete 1900 die
Lehrerin Maria Walter, die an der Volksschule Müngersdorf, Ringstraße 19, tätig war. Das Schulgebäude wurde ab 1905 nach Neubau der Schule in der Wendelinstraße in ein Wohnhaus umgebaut, später war
es Jugendheim der Pfarre St. Vitalis und ist heute Stadion-Apotheke und Ärztehaus.
Heinrich Joeph Hartzheim, von den alten Müngersdorfern „et Heinche" genannt, starb 1936 und ist im Familiengrab auf dem Müngersdorfer Friedhof beigesetzt.
Der jetzige Eigentümer des Hauses Wendelinstraße 87 fand vor Jahren im Garten hinter dem Wohnhaus den Schlussstein eines gemauerten Torbogens mit folgender Inschrift:
J. P. | A. K. | 1 8 5 8
Der damalige Besitzer Jakob Peffgen, verheiratet mit Adelheid Klaren, hat diesen Stein sehr wahrscheinlich 1858 beim Bau des Hofes an der Hofeinfahrt anbringen lassen. Der Stein befindet sich jetzt
eingemauert links neben der Einfahrt zum Hof.
Teile der Hofanlage „Hermannshof" wurden 1996 in das Denkmälerverzeichnis eingetragen.
Der Hermannshof ist eine von 18 Stationen des Kulturpfad Müngersdorf.
3 | Marienhof oder Alter Petershof
Wendelinstraße 67
Das zu Beginn der 1980er-Jahre umfassend von Peter Meßler restaurierte Wohnhaus Wendelinstraße 67 war das Herrenhaus des ehemaligen Petershofes, der in Urkunden auch Marienhof genannt wird.
Das Herrenhaus mit fünf Fensterachsen und betonter Mittelachse, zweigeschossig und mit einem Satteldach versehen, wurde 1792 errichtet. Die Außenwände sind massiv aus Feldbrandsteinen gemauert. Die
Fenster des Erdgeschosses sowie der mittige Hauseingang mit einer darüber liegenden Nische sind mit Werksteinfassung versehen. Die Haustüre ist original, die Fenster sind stilentsprechend erneuert
worden, während die Dachhäuschen nachträglich eingebaut wurden. Die Rückfront wurde mit drei Fenstertüren verändert und das rückwärtig sich anschließende eingeschossige Wirtschaftsgebäude zu
Wohnzwecken umgebaut. Im Inneren sind noch ein Tonnengewölbe mit Keller, der Steinboden in der Diele und einige Kölner Decken original erhalten.
Vermutlich schon 1262 kam dieser Hof durch Schenkung in den Besitz des Kölner Apostelstifts. (Im Jahre 1580 besaß das Stift St. Aposteln bereits vier Höfe in Müngersdorf, unter anderem den Hermannshof, Clarenhof und Marienhof; diese waren gegenüber einem "Fronhof" abgabepflichtig.) Es spricht manches für die Vermutung, dass der Marienhof die Funktion dieses Fronhofes besaß. Das Anwesen wurde in napoleonischer Zeit verstaatlicht. 1820 verkaufte ihn die Preußische Domänenverwaltung an die Kölner H. Grüntgen und J. Boirmond für 22.000 Reichtsthaler. In Grevens Adressbuch von 1892 wird der Hof noch unter Dorfstraße 46 geführt und die Witwe Elven als Eigentümerin und ein Pächter namens Geuer angegeben. Durch den Neubau des benachbarten Petershofes auf dem Gelände Belvederestraße 17 im Jahre 1896 wurde der Marienhof seiner ursprünglichen Funktion enthoben. Dabei wurden die an der Straße gelegenen einstöckigen Wirtschaftsgebäude der fränkischen Hofanlage um 1900 für den Bau der heutigen Wohnhäuser Belvederestraße 1-3 abgerissen.
Noch bis etwa 1900 wurde der Hof landwirtschaftlich genutzt. Danach kaufte der Metzgermeister Jakob Hackenbroich das Haus, der dort bis Ende des letzten Krieges eine Metzgerei hatte. Die im hinteren Hofgelände stehende Scheune wurde noch bis zum Bau der Straße "Am Petershof" im Jahre 1955 benutzt. Seit Anfang der 80er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts ist Familie Meßler Besitzer des Hauses.
Das Wohnhaus des Marienhofs (ehemalige Hofanlage) wurde 1981 in das Denkmälerverzeichnis der Stadt Köln eingetragen.
Der Marienhof ist eine von 18 Stationen des Kulturpfad Müngersdorf.
4 | Petershof
Belevederestraße 17
Die Neuanlage des Petershofes erfolgte 1896. Sie wurde als geschlossene Hofanlage aus Backstein auf einer leichten Anhöhe errichtet und mit einer hohen Backsteinmauer umfriedet. An der Kreuzung
Belvederestraße und Lövenicher Weg markiert eine unter Naturschutz stehende Rosskastanie eindrucksvoll die Grundstücksgrenze. Damaliger Eigentümer waren der Bankdirektor Ernst König und ab 1923 die
Stadt Köln; Pächter war Leo Lintermann. Das Herrenhaus wurde ab 1926 einige Jahre von der Witwe und den Kindern des verstorbenen Regierungspräsidenten Dr. Sigmund Graf Adelmann zu Adelmannsfelden
bewohnt.
Ab 1945 sind in dem Wohngebäude eine städtische Kindertagesstätte und im Hof mit den Wirtschaftsgebäuden Werkstätten des Grünflächenamtes untergebracht.
Die Hofanlage Petershof wurde 1981 in das Denkmälerverzeichnis der Stadt Köln eingetragen.
Der Petershof ist eine von 18 Stationen des Kulturpfad Müngersdorf.
5 | Clarenhof oder Kleinshof
Wendelinstraße 61
Der Clarenhof, der in geschichtlichen Darstellungen über Müngersdorf auch oft als "Kleinshof" bezeichnet wird, liegt direkt gegenüber dem Hauptportal der Kirche.
1799 wurde in einem Register des Kölner Apostelstiftes der Landwirt Lambert Claren als "Kleinshalfen"verzeichnet. Daraus ist zu schließen, dass dieser Ländereien eines Kleinshofes bewirtschaftete. In
Bocklemünd bestand ein Kleinshof, der in der Müngersdorfer Gemarkung Ländereien besaß.
Die ursprünglich an dieser Stelle stehende alte fränkische, zur Straße hin geöffnete Hofanlage in Fachwerk-Bauweise wurde abgerissen und um 1860 das heutige Wohngebäude an der Straße mit den
Wirtschaftsgebäuden neu errichtet. An dem Haus war ein großer Garten, der an das heute noch stehende alte Backsteinhaus, Wendelinstraße 51, grenzte. Eine über zwei Meter hohe Ziegelsteinmauer entlang
der Wendelinstraße schützte das Grundstück. 1892 wird Leonard Lintermann der Eigentümer, der auch den Petershof und den Hof Belvedere bewirtschaftete. Später übernahm sein Sohn Joseph Lintermann das
Anwesen. Dessen Tochter Gertrud Lintermann heiratete den Pächter des Keuchhofes in Lövenich, Alexander Josef Keller, geboren 1869 auf Burg Neumerbern bei Merkstein (Kreis Aachen), und übernahm damit
den Clarenhof, den seine Frau nach dem Tode ihres Vaters geerbt hatte. Sein älterer Bruder Lambert Keller war durch Heirat mit Gertrud Paeffgen (1887) vom gegenüberliegenden Kirchenhof sein Nachbar.
Josef Kellers Sohn, Leo Keller, 1900 geboren, hat Haus und Geschäftsbetrieb übernommen. Das Geschäft wurde nach und nach auf den Handel mit Briketts und Kohlen, Torf und Düngemittel, Gartenbedarf und
Saatgut erweitert. Jetziger Inhaber des Unternehmens ist Leo Kellers Sohn Alexander, geboren 1929.
Das in Backstein errichtete Wohngebäude wurde vor vielen Jahren verputzt und daher nicht als Baudenkmal anerkannt.
Gutshöfe in Müngersdorf | Einführung
Die noch vorhandenen Höfe sind:
1 | Kirchenhof | Wendelinstraße 48
2 | Hermannshof oder Hartzheimshof | Wendelinstraße 87
3 | Marienhof oder Alter Petershof | Wendelinstraße 67
4 | Petershof | Belevederestraße 17
5 | Clarenhof oder Kleinshof | Wendelinstraße 61
Nicht mehr vorhandene Hofanlagen:
6 | Le-Maire-Hof oder Dohmshof
7 | Herrigerhof oder Türkshof | Belvederestraße 32/Ecke Herrigergasse
8 | Gut Belvedere | Belvederestraße 149
9 | Morsdorfer Hof
10 | Schafshof | Wendelinstraße 64
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