Ortsgeschichte | Gedenkort Deportationslager

Wider das Vergessen

Gedenkfeier am Ort des Deportationslagers

Text: Kurt Schlechtriemen

Foto: Ute Prang

Beitrag aus BlickPunkt 33 | 2020

 

Gedenkfeier am Sonntag, dem 24. November 2019 hier bei uns im Grüngürtel

An vielen Orten wird dieser Tage der Verfolgung und Ermordung der Juden durch die Nationalsozialisten gedacht; so auch am Sonntag, dem 24. November 2019 hier bei uns im Grüngürtel. Im Rahmen einer „Woche des Gedenkens“ hatte die Katholische Kirchengemeinde Sankt Pankratius zu einer Feier unter dem Leitwort „Wider das Vergessen“ an den Ort des ehemaligen Deportationslagers im Müngersdorfer Äußeren Grüngürtel eingeladen. Hier hatten die Nationalsozialisten in den Jahren 1941-1945 im alten Fort V und in einem in der Nähe befindlichen Barackenlager mehrere Tausend Juden interniert, um sie bald darauf in die KZ-Lager in den Tod zu schicken.
Neben der einladenden Kirchengemeinde war die Synagogen-Gemeinde Köln mit Bettina Levy und Mordechay Tauber an der Feier beteiligt. Auch die Vertreter des Bürgervereins Müngersdorf waren anwesend. Darüber hinaus hatte sich eine große Anzahl von Mitgliedern der katholischen sowie der jüdischen Gemeinde, des Bürgervereins und der Nachbarschaft eingefunden.
Klagen in die Welt gerufen
Die Begrüßung erfolgte durch ein Mitglied des Kirchenvorstands, Christoph Bouillon, der auf den Anlass, der zur Feier führte, hinwies: das Gedenken der Verfolgten auf dem Hintergrund antisemitischer Ausschreitungen in jüngster Zeit. In einer kurzen Ansprache des Pfarrers der Gemeinde, Dr. Wolfgang Fey, erwähnte dieser, dass Jesus jüdischer Herkunft war und daher Gemeinsamkeiten zwischen den Glaubensrichtungen bestünden. In ähnlicher Weise würden sich sowohl Christen und Juden in heutiger bewegter Zeit großen Herausforderungen gegenübersehen.
Danach sprach mit gebührendem Ernst und eindrucksvollen Worten der Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Bernd Petelkau. Er wies nachdrücklich auf die Bedeutung des Ortes hin, an dem die Menschen willkürlich der Verfolgung, Gefangenschaft und Ermordung ausgeliefert waren. Sodann rief er zur Wachsamkeit angesichts des gerade derzeit wieder an vielen Orten zu beobachtenden Antisemitismus hin. Auf dem Hintergrund dieser Ereignisse hob Petelkau auch die Bemühungen des Bürgervereins hervor, diesen Platz, an dem das Sammellager stand, mit einem Kunstwerk von Simon Ungers würdig zu gestalten.
Besonders anrührend waren die Ansprache der Vertreterin der jüdischen Gemeinde, Bettina Levy, und der Gebets- bzw. Gesangsvortrag des Kantors Tauber. Jene hatte die einzelnen Menschen im Blick, die hier vor Ort Entrechtung und Todesangst erleiden mussten. Es wurde deutlich, dass es nicht nur am heutigen Nachmittag um diese, um das einzelne Individuum ging. Mit nachdenklichen Worten rief Levy dazu auf, Antisemitismus schon in seinen Anfängen entgegenzutreten; so wie es „nicht ein bisschen Demokratie gibt, gibt es auch nicht ein bisschen Antisemitismus“.
Mordechay Taubers Gebet und Gesang auf Hebräisch schließlich verliehen der Feier Tiefe und Gehalt; und das auch, wenngleich kaum einer der Anwesenden seine Sprache verstand. Es genügten die gesprochenen und gesungenen Klagelaute sowie die in die Welt gerufenen Namen der Konzentrationslager: Dachau, Treblinka, Auschwitz, Bergen-Belsen, Theresienstadt, Babi Jar ...
 

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